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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0097
sehen Geschichte, 9. Aufl., Bd. 1, Kap. 4). Wenn schon neolithische Einzelkulturen (Cor-
taillod, Rössen, Horgen u. a.) mit Namen genannt werden, sollte dem Leser, bei dem entsprechende
Detailkenntnisse nicht unbedingt vorausgesetzt werden können, einiges mehr,
was über dieselben orientiert, mitgegeben werden. Der Sache nach ist von den Ausführungen
über die ur- und frühgeschichtliche, auch frühmittelalterliche Zeit das eine oder andere
, vielleicht weil z. T. schief ausgedrückt, mit einem Fragezeichen zu versehen. (Z. B.
S. 9: „Seit dem 5. Jh. v. Chr. drangen die Kelten bis nach Südwest- und Südosteuropa
vor; im 1. Jh. v. Chr. wurden sie durch den Vorstoß der Germanen von Norden jedoch in
die Nordschweiz . . . abgedrängt". Man fragt sich: Aus Südwest- und Südosteuropa? -
S. 14: Auf „villa" zurückgehende Ortsnamen: „Am Oberrhein wandelten sie sich zu
weiler, in der Schweiz zu -wiler ab." Ja, aber doch wohl in zeitlich und sprachgeschichtlich
völlig verschiedener Hinsicht; -weiler am südlichen Oberrhein gehört erst der neuhochdeutschen
Beamtensprache an. S. 15: „Die Namen von Burgen und Klöstern wurden
auf die Siedlungen übertragen, die sich ihnen anschlössen." Im allgemeinen war es wohl
so, daß die ersteren sich an letztere anschlössen. S. 19: Stadtgründungen, meint der Verf.,
hätten „zahlreiche Orte im Umkreis veröden lassen". Hier wäre man für Beispiele dankbar
gewesen. Für die repäsentative „Gründungsstadt" Freiburg trifft es gewiß nicht zu.)
Bei der Behandlung der frühmittelalterlichen Ausbauzeit geht der Verf. auf die Bedeutung
der fränkischen Staatskolonisation ein, die für einige Bereiche, wie z. B. das rechte
südliche Oberrheingebiet, bisher nicht eingehender untersucht worden ist. Hierher gehört
auch die Frage nach den ,,-kirch"-Orten, die M. Wellmer am Beispiel von Feldkirch aufgegriffen
hat, die aber weiterer Untersuchungen bedarf.

Der chronologische Aufbau innerhalb des ersten Kapitels wird nicht voll durchgehalten
. Der auf die Beschreibung der Städte folgende Abschnitt über die Wüstungserscheinungen
wurde nicht zeitlich, sondern nach den Erscheinungsformen und den dafür verantwortlichen
Faktoren gegliedert. Diesen für den ländlichen Siedlungsbestand wichtigen,
durch die Agrarkrise des Spätmittelalters, durch Seuchen, Kriege und Landflucht bedingten
Wüstungsvorgängen sind in der Hauptsache Siedlungen der Ausbau- und Rodezeit
zum Opfer gefallen. Dabei mußte jedoch - nach Meinung des Rez. - der Zeitraum permanenter
und episodischer Wüstungserscheinungen bis in die Landnahmezeit zurück ausgeweitet
werden. So kann G. P. Fehring (ZAA 21, 1973) aufgrund archäologischer Untersuchungen
überzeugend nachweisen, daß schon zur Zeit der Landnahme, aber auch in der
merowingisch-karolingischen Zeit zahlreiche Wüstungserscheinungen auftraten.

Das etwas umfangreichere zweite Hauptkapitel „Siedlungsformen" (S. 21 41) ist nach
den formalen Elementen der Siedlungen, den Haus und Hofformen, den Ortsformen und
de» Flurformen aufgegliedert; an diese wurden zwei kleinere Abschnitte über Erbsitten
und die Formtypen der Städte angefügt. Dieser Teil zeichnet sich durch Geschlossenheit
und klare, übersichtliche Darstellung aus. Etwas eingehender könnten noch die archäologischen
Befunde (Haus-, Hof- und Ortsformen) bewertet werden. Bei der Darstellung der
Flurformen wäre die Übernahme der Definitionen der Flurformen aus den „Materialien
zur Terminologie der Agrarlandschaft, Vol. I" (S. 30 f.) in die sonst sehr guten Einzeldarstellungen
wünschenswert, wie es z. B. bei der Besprechung der „Gewannflur" geschah
(S. 33 f.).

Insgesamt überwiegt innerhalb dieses Handbuchartikels die Darstellung der ländlichen
Siedlungsformen. So werden städtische Siedlungen im ersten Kapitel bei Kelten
und Römern nur kurz erwähnt, ihre weitere Entwicklung ganz knapp beschrieben. Auch
im zweiten Teil werden nur etwa zweieinhalb Seiten (von insg. 20) für ihre Darstellung
verwendet. Ob der Verf. hierdurch einen eindeutigen Schwerpunkt auf die ländlichen
Siedlungen setzen will oder ob die unzureichende Materiallage eine Rolle spielt, ist nicht

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