Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0024
send, beim Umblättern einer Buchseite. Als Pfandherr vonKenzingen stand Wolf in
einer schweren Zeit. Das Auftreten des Predigers Jakob Otter verursachte bedrohliche
Unruhen. Otter wurde vorgeworfen „lutterische, ketzerische Ding" zu predigen
. Er sollte deshalb aus seinem Amt entfernt werden, doch zahlreiche Anhänger
standen ihm zur Seite und schlugen alle Ermahnungen der Obrigkeit in den
Wind. Die Lage spitzte sich zu. Wolf, der nur selten bei seinen Kindern in Kenzin-
gen sein konnte, hielt es für geboten, seine Wertsachen in sicheren Gewahrsam zu
bringen. Die Stadt Freiburg, deren Bürger er war, stellte ihm am 1. Februar 1524
einen Revers aus in dem sie Wolf bestätigte, für ihn im Spitalgewölbe einen verschlossenen
Trog, „darin etliche Kleinode, Hab und Gut gelegt sind", in sicheren
Verwahr genommen zu haben71. Am 14. Mai ließ der Erzherzog an Wolf nach
Stuttgart die ernste Ermahnung ergehen, in Kenzingen nach dem Rechten zu sehen,
den Prädikanten abzuschaffen und einen nicht lutherischen Prediger an seine Stelle
zu setzen. Wolf kam am 22. Mai zur Abnahme des jährlichen Huldigungseides
nach Kenzingen. Er, der sowohl Otter als den Kenzinger Bürgern sehr wohl gesonnen
war, befand sich in einer zwiespältigen Lage. Vergebens hatte er gehofft
durch einen Kompromiß die Bürger in Ruhe zu halten. Er erbat beim Erzherzog in
Freiburg eine Audienz für Otter, auf welcher dieser sich hätte rechtfertigen können,
wurde aber abgewiesen. Der Landesfürst stand der Neuerung besonders deswegen
sehr ablehnend gegenüber, weil durch sie Aufstand und der Bundschuh begünstigt
wurde. Zu spät kam hernach Wolf wieder nach Kenzingen zurück. Der Stein war im
rollen und nicht mehr aufzuhalten, zumal vom Elsaß her der vom Französenkönig
begünstigte Herzog Ulrich seinen Einfluß auch dieseits des Rheins zusehends verstärkte
. So kam das schicksalschwere Jahr 1525. Die bäuerliche Empörung griff
immer mehr um sich. Straßburgische und oberrheinische Bauern zogen plündernd
umher. Sie nahmen auch von Kenzingen Besitz. Das Haus des Pfandherrn wurde
ausgeraubt und außerdem noch weitere Wolf gehörende Häuser. Wolfs Hinneigung
zu den Nöten der bedrückten Menschen konnte ihn auch nicht vor Schaden
bewahren. Er hatte die Stadt Freiburg mehrfach um Hilfe und Schutz seiner Pfandschaft
und seiner Güter in Kiechlinsbergen, Waldkirch und Freiburg angegangen,
doch die Stadt sah sich nicht in der Lage helfend einzugreifen. Zur gleichen Zeit
hatte er sich auch an die Stadt Kenzingen gewandt, seine dort zurückgelassene
Tochter unter sicherem Geleit, zu schicken. Doch niemand wollte sich dieser verantwortungsvollen
Aufgabe unterziehen. Es war zu besorgen, daß sie nicht unbemerkt
und unbehelligt hätten die Stadt verlassen können. Aber auch Wolf getraute
sich nicht die schützenden Mauern Tübingens zu verlassen. Die Abgeordneten der
Stadt Kenzingen hatten ihn zu einer Tagsatzung nach Offenburg eingeladen, bei
der eine Einigung zwischen Herren und Bauern hätte herbeigeführt werden sollen.
Trotz Zusicherung freien Geleits kam er nicht. Er war den Bauern gegenüber mißtrauisch
geworden, „da die Purschaft gemeinlich etwas unstät und leicht von ihrem
Vorhaben falle." Den ihm von den Bauern zugefügten Schaden gab Wolf mit
2000 fl. an. Was ihm später dafür als Entschädigung geboten wurde, war so gering,
daß er am liebsten darauf verzichtet hätte.

StAF, Urkunden Fürsten und Herren.

22


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0024