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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0049
Die sanktgallische Herrschaft Ebringen

Von Wolf gang Stülpnagel

Die Frühzeit

Man hat sich gefragt, wie es geschehen konnte, daß das Kloster St. Gallen über
weite Räume hinweg in entfernten Landschaften, wie vor allem im Breisgau, schon
zu ganz früher Zeit zu bedeutendem Besitz gelangen konnte. Eine spätere Tradition
wußte zu berichten, daß Ebringen, die am frühesten überlieferte Erwerbung,
dazu Norsingen, ein Eigenbesitz des ersten Abtes Otmar gewesen sei, den er seinem
Kloster zubrachte; doch wird diese Ansicht durch nichts Greifbares bestätigt,
wenn wir auch sonst nicht wissen, woher und aus welcher Familie der Alemanne
Otmar stammt, der an der bischöflichen Kirche in Chur, offenbar als Kanoniker,
wirkte, ehe man ihn im Jahre 719 nach St. Gallen berief. Eine andere Meinung
geht dahin, daß es der Einfluß des alemannischen Herzogs Gottfried gewesen sei,
dessen Wohlwollen das Kloster die in Alemannien weithin verstreuten Zuwendungen
verdankte. Nun ist aber gerade im Breisgau eine Einflußnahme Gottfrieds
sonst nicht zu bemerken, zudem erstreckte der frühe sanktgallische Besitzstand sich
bis in das Elsaß, das nicht zum alemannischen Herzogtum gehörte.

Otmar gilt als der eigentliche Gründer des Klosters St. Gallen, das er über der
Cella des hl. Gallus erbaute oder einrichtete, und wo er 747/48 die Benediktinerregel
einführte. Als er die Unabhängigkeit seiner Abtei vom Bistum Konstanz anstrebte
, geriet er mit dem dortigen Bischof Sidonius in Konflikt, wurde auf einer
Reise durch den fränkischen Grafen Warin aufgehoben und gefangen gesetzt und
starb im Jahre 759 in der Haft auf der Insel Werd bei Stein am Rhein. St. Gallen
stand seither als Eigenkloster in engen Beziehungen zum Bistum Konstanz, was
ihm jedoch kaum Schaden gebracht zu haben scheint angesichts der Fülle von Güterschenkungen
, mit denen der größere und kleinere Adel es bedachte. Ob vor 759
und wieder seit der Regierung Abt Werdos, der im Jahre 784 abdankte, die Abtei
durchweg ein Sammelpunkt „national"-alemannischer antifränkischer Kräfte war,
die ihre Güter darum an das Kloster übertrugen; um sie nicht in die Hände des
Königs fallen zu lassen, mag dahingestellt sein. Es gibt immer wieder Momente,
wie*die große Schenkung von Einkünften, u. a. auch im Breisgau, durch Pippin aus
den 740er Jahren, nach anderen erst nach 759 zu datieren, die mit jener Ansicht
nicht ganz übereinzustimmen scheinen. Zur Zeit Pippins und Karls des Großen
hätte das karolingische Hausmeiertum und Königtum eine solche „Widerstandsbewegung
" sich schwerlich gefallen lassen.

Mit der Verleihung eines Immunitätsprivilegs an St. Gallen durch Kaiser Ludwig
im Jahre 818 endete die Abhängigkeit von Konstanz, und St. Gallen durfte

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