Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0052
Den Pröpsten standen als weltlicher Arm die Schutzvögte des Klosters zur
Seite, vor allem im Gericht und bei der Durchführung von Rechtserkenntnissen. Es
gab eine Mehrzahl von Vögten in verschiedenen Landschaften; 820 werden erstmals
mehrere nebeneinander erwähnt. Im Jahre 845 wird der vorhin angeführte
Toto advocatus des Klosters St. Gallen genannt, neben ihm erscheint in der selben
Urkunde Libo als Gründer der Marien- und Michaelskirche in Wittnau. Ein Libo
kommt bereits 828 als Zeuge einer Schenkung an St. Gallen vor; ob beide identisch
sind, bleibt fraglich. Ein jüngerer Libo, wohl Glied derselben Familie, war nachweislich
von 868 bis 874 Vogt der Klosterbesitzungen im Breisgau und vielleicht
auch noch 890 tätig. Diese Einrichtung der sanktgallischen Bezirksvogteien hielt
sich nicht über die Mitte des 10. Jahrhunderts hinaus. Es erscheint jetzt ein „Großvogt
", der über die gesamte sanktgallische Grundherrschaft eingesetzt war. Die
Aufgaben des früheren Bezirksvogts verschmolzen offenbar mit denen der eigentlichen
Gutsverwaltung, die in der Zuständigkeit der Meierämter {villicaturae) lag.
Zur selben Zeit beginnen auch die Außenpropsteien zu verschwinden, von denen
sich bis in das 13. Jahrhundert nur zwei erhalten haben: die für den Aargau und
die für den Breisgau. Letztere begegnet seit 1250 als sanktgallische Propst ei
Ebringen, womit ersichtlich wird, daß dieser Ort jetzt ausgesprochener Mittelpunkt
und Hauptsitz der sanktgallischen Grundherrschaft im Breisgau geworden
war. Freilich hatte diese inzwischen seit der Karolingerzeit beträchtliche Einbußen
hinnehmen müssen.

Die L e h e n s c h a f t s z e i t

Vornehmlich war es die Zeit des Investiturstreits, gegen Ausgang des 11. und zu
Beginn des 12. Jahrhunderts, die für den Breisgau einschneidende Veränderungen
mit sich brachte. Im Kampf gegen die Anhänger Kaiser Heinrichs IV. gelang es
dem Zähringer Herzog Bertold IL (1076-1111) seine Macht im Breisgau auszubreiten
und zu befestigen. Die Abtei St. Gallen, die sich den Reformbestrebungen der
päpstlichen Partei stets widersetzt hatte, gehörte mit den Bischöfen von Straßburg
und Basel zu den treuesten Parteigängern des Kaisers. Dies muß für die Besitzungen
des Klosters im Breisgau, auch wenn wir über die Vorgänge im einzelnen keine
Nachrichten haben, nicht ohne Folgen geblieben sein.

Schon in der Zeit der späteren Karolinger war St. Gallen mit seiner durchorganisierten
Grundherrschaft eine wichtige Stütze der Königsherrschaft in Alemannien
gewesen. Als dann seit 911 die Königsmacht sich zurückziehen mußte und Herzog
Burkhard I. von Schwaben sich als Herr im Lande durchsetzte, gingen der Abtei
manche Besitzungen und Rechte verloren. Auch der Ungarneinfall von 926 und
der verheerende Klosterbrand von 937 brachten Einbußen. Jetzt zerrüttete der
Investiturstreit mit seinem wilden Parteikampf seit 1078 aufs neue alle Verhältnisse
. Auch St. Gallen bekam dies im Breisgau zu spüren.

Vor allem im Bereich des Zartener Beckens und des südlich anschließenden
Waldgebiets wird dies später ersichtlich. Die Zähringer konnten einem geistlichen
Institut das Seine nicht ohne weiteres entreißen, es boten sich jedoch andere Möglichkeiten
, demselben die Verfügung über sein Gut abzunehmen. Wir finden zu

50


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0052