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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0075
ist, dann in diesem Zeitraum zwischen 1325-75. Deshalb konnte sich ab 1375 die
Berthold'sche Hochdruckkanone so rasch durchsetzen, das Fachpersonal war schon
da.

Nur das Flaschengeschütz des Walter de Milemete gibt seiner Form wegen Rätsel
auf (Abb. 5). Feldhaus und Rathgen sagen, daß mit der damaligen Gußtechnik eine
Eisenhohlform schwer oder nicht gießbar gewesen ist. Ebenso eine Form aus Bronze
. Rathgen glaubt, daß man mit verlorenen Gußkernen arbeiten mußte, daß
außerdem die Proportionen der Zeichnung nicht stimmen. Ich selbst bin der Auffassung
, daß eine solche Hohlform mit Pulver gefüllt und dem relativ engen Hals
eher eine Sprengbombe als eine Kanone gewesen sein muß. Deshalb neige ich zu
der Annahme, daß dieses Geschütz aus Hartholz gefertigt war, wie ja Petrarca
noch 1366 von hölzernen Rohren spricht. Ein Hartholzgeschütz mit einfacher zylindrischer
Bohrung, dessen rückwärtigen Teil man auf dem Drehstuhl (Drehbank)
verstärkte, indem man ihn rund gestaltete, und dessen Mündung ebenso verstärkt
worden ist, so daß das Geschütz rein äußerlich einer Vase glich. Die braune Farbe
der Originalzeichnung wurde bislang immer als Bronze gedeutet, weshalb soll sie
nicht Holz darstellen? Zumal sie im Laufe der Jahrhunderte nachgedunkelt ist! Ein
heutiger Handwerker würde einem solchen Geschütz rein gefühlsmäßig diese Vasenform
geben, um die stark beanspruchten Stellen zu verstärken. Wahrscheinlich
neu aber und originaleuropäisch ist das in die „canona" gebohrte Zündloch, durch
das anfänglich noch mit einer Zündschnur die Ladung zum Verbrennen gebracht
wurde. Ihr Erfinder ist unbekannt.

In kurzer Zeit treten für diese Geschütze die unterschiedlichsten, den Sprachräumen
angepaßte Bezeichnungen auf: mittellateinisch sclopus, sclopetum, buxa,
bucca - scioppo, vasa bombarda in Italien, machinas de truenos, pelotas de hierro
in Spanien, Ribolde, Ribaudekins in den Niederlanden und Flandern, sunnys,
canors, crakys of war in England, Ribaudes, pots de fer, boits, engins a. feu in
Frankreich, Büchse, physs, Hafen, Krug, busa in Deutschland. Alle diese Geschütze
wiesen einen zylindrisch gebohrten oder gegossenen Lauf auf, der bei einem noch
vorhandenen Original zwischen Pulverladung und Geschoß etwas verengt war,
damit man das Pulver leichter dosieren und das Geschoß nicht in das Pulver stoßen
konnte. Kampf entscheidend haben diese Geschütze nie gewirkt, dafür waren
Durchschlagskraft und Zielsicherheit zu gering, in der freien Feldschlacht kamen
sie kaum zur Anwendung. Wenn dies der Fall war, wie 1346 bei Cressy, so mehr
um ihrer „moralischen Wirkung" willen, da sie viel Krach und Rauch machten.
Rieckenberg gibt den Text eines Gebhard Dacher zur Schlacht von Meersburg 1334
an, in dem es heißt: „. .. sodaß viel Menschen beiderlei Geschlechts beim Hören des
Schusses halbtot und ohnmächtig auf die Erde fielen." Und im Kampf um Cividale
del Friuli, wo 1331 zwei deutsche Ritter ein solches Geschütz einsetzen, sagt der
Chronist nur - et nihil nocuit! Es schadete nichts!

Halten wir also fest: Um 1325 erscheint der pulvergetriebene Pfeil- oder Bolzenwerfer
, gelegentlich auch Kugelwerfer in Europa und breitet sich dort stetig aus.
Immer häufiger werden die Erwähnungen, meist in Form von Pulver- oder Salpeterrechnungen
in den Ausgabenbüchern, Einstellungen von Büchsenmeistern, oder
auch Kampfberichten. Zum Verständnis der damaligen Feuerwaffentechnik tragen

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