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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0078
Kupfer

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Abb. 7: Bertholds Drutkrnörser 13*15—70

Abb. 8: Bertholds Steinbüchse 137c—75

Konzilsbeschluß aus dem 13. Jahrhundert, wonach die Verwendung der Armbrust
gegen Christen untersagt war. Mit der Erfindung der Steinbüchse aber hatte Berthold
gegen beide Gesetze verstoßen. Das Übrige war eine Sache der Anwendung
dieser Gesetze. Als nach der Schlacht von Chiozza die Nachricht von der neuen
furchtbaren Waffe um 1380 sich verbreitete, dürfte die Suche nach ihrem Urheber
begonnen haben.

Die beiden authentischsten Berichte über Bertholds Erfindung liegen im „Deutschen
Feuerwerkbuch" und in Hemmerlins Manuskript vor. Sie weichen etwas voneinander
ab, widersprechen sich jedoch nicht, sie ergänzen sich eher. In kurzen Worten
besagen sie:

Berchtoldus niger, ein Nigromant (Schwarzkünstler), ein allgemein bekannter,
feinsinniger Alchymist, wollte ursprünglich Quecksilber in Silber verwandeln. Zunächst
versuchte er es durch Erhitzen. Als er damit keinen Erfolg hatte, kam er,
geistreich wie er war, auf den Gedanken, die Energie zu benutzen, die im heißen
Schwefel und kalten Salpeter vorhanden ist. Er ging mit der „großen Alchemie"
um, schreibt das Feuerwerkbuch, er wollte eine Goldfarbe durch Erhitzen herstellen
. Er scheint dann die prima Materia, die Urmaterie Blei mit Salpeter, Schwefel
und öl (noch die alte, herkömmliche Mischung) versetzt und in geschlossenen Mörsern
verbrannt zu haben. Die Mörser zerrissen. Berthold ließ sich daraufhin dickwandige
Mörser bauen, deren Deckel mit einem eisernen Bolzen verriegelt wurde
(Abb. 7). Wir würden diese heute „Druckautoklaven" nennen. Auch diese Mörser
wurden zerstört, die Sprengstücke richteten großen Schaden an. Als alles fehlschlug
, kam Berthold auf den Gedanken, die alles damals Bekannte übertreffende
Energie, die in den erhitzten Pulvergasen frei wurde, zum Schleudern von Geschossen
zu verwenden. Zum Staunen aller, schreibt Hemmerlin, verbesserte er seine Erfindung
stetig, bis sie an Wirkung alle früheren Kriegsinstrumente übertraf. Er
ließ, sagt das Feuerwerkbuch, Blei und öl weg, setzte dem Salpeter-Schwefelgemisch
Kohle zu, ließ sich eine Büchse gießen und erprobte das Schießen von Steinen.
Als Pulvermischung benutzt er - sicher nach längeren experimentellen Versuchen -
ein Gemisch von 1 Tl. Schwefel, 1 Tl. Salpeter, Kohle etwas weniger. So sind, heißt
es, Büchse und Pulver „vast", d. h. entscheidend, verbessert worden.

Wenige Jahre später schießt man zentnerschwere Steine bis 2500 m, eine Leistung
, die Napoleons Kanonen nicht erreichten. Nur war die Steinbüchse sehr langwierig
zu laden, so daß sie nur im Festungskampf verwendet werden konnte.

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