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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0080
unbestrittene historische Persönlichkeiten, über die weniger Authentisches bekannt
ist.

Man hat die Bürgerschaft von Freiburg, die 1854 das schon erwähnte Denkmal
errichtete, oft angegriffen und verspottet. Mit welchem Recht? Denn es ist sicher,
daß die Steinbüchse aus dem oberrheinischen Raum kam, daß Berthold ihr Erfinder
gewesen ist, daß Pancirollo als Einziger im 16. Jahrhundert den Ort Freiburg
nennt, und alle anderen Erfindungsorte, die genannt werden, falsch sind. Mit einer
Ausnahme: Das Pulver soll in dem Städtchen Wehrau bei Prag erfunden worden
sein! Zunächst sei auf die anderen Erfindungsorte eingegangen, die Hansjakob
schon teilweise widerlegen konnte:

Mainz: Der Bischof Heinrich III. von Virneburg fordert 1338 einen Feuerschützen
an. So hielt Schunk Mainz für den Lebensort Bertholds. Das war 1788.
Später berichtigt er sich: Der Erfinder sei ein Mönch aus Freiburg, namens Konstantin
Anelzen oder Berthold um 1380 gewesen.

Köln: Albertus Magnus, dessen Pulverrezepte zu den ersten gehören, wird mit
Berthold verwechselt. Albertus hat auch vorübergehend in Freiburg gelehrt.

Dortmund: In der Chronik von Westhofen von 1550 als Erfindungsort erwähnt
. Prof. Rübel berichtigt den Irrtum, er sei eine Fälschung. Hansjakob findet
die Ursache: Kardinal Hadrian sagt, der Pulvererfinder sei ein Sicambrer
gewesen - diese saßen etwa im heutigen Westfalen. Ein lokaler Historiker, Dett-
mar Müller, verfiel so auf die Idee, da der Name Schwarz oder Schwarte in Dortmund
häufig ist, Berthold müsse aus Dortmund gewesen sein.

Goslar: Die Sprengungen im Bergbau vom 16. Jahrhundert an, die die Bevölkerung
oft beunruhigten, führten zu der Sage, Berthold habe in den Erzgruben gewirkt
. Urheber der Fabel ist Athanasius Kircher in subterraneus mundus. Kircher
war als Berichter unzuverlässig und lebte von 1602-80.

Nürnberg: Wird als Erfindungsort von Huldrich Mutesius genannt im chroni-
con germanicum. Schon 1697 wendet sich Wagenseil dagegen. Berthold wurde
mit Peter Lips verwechselt, der 1517 in Nürnberg das Feuersteinschloß erfunden
hat.

Dänemark: Ein nicht mehr vorhandenes Bild Bertholds in den Uffizien zu Florenz
trug die Aufschrift: pulvis exeogitatus 1354. Dania, Bertholdo Schwarz. Es
war der Anlaß zu Grams erster Arbeit über Berthold. Es ist von Giovanni Cre-
spi, „Ii Cerano", gemalt worden und stammt nach meiner Datierung aus der Zeit
1580. Schon Gram und Temler wußten, daß Berthold kein Däne gewesen ist.

Griechenland: Eine Verwechslung, die durch das griechische Feuer zustande
kam.

Ägypten: Eine Verwechslung, vielleicht aber ein Hinweis auf den Ursprungsort
der ersten Pulverarten. Die Handschrift 1481a (Nürnberg) spricht von einem
„Meister Perchtold aus Arabien".

So bleiben nur Freiburg und Wehrau übrig. Es ist jetzt aber sicher, daß Berthold
in Prag vor Gericht gestanden hat. Wahrscheinlich gehe ich nicht fehl, wenn ich
unterstelle, daß Wehrau der Inhaftierungs- oder Hinrichtungsort gewesen ist, zumal
nichts auf einen Ausgang der Schußwaffen von Prag aus hindeutet. Für Freiburg
aber spricht die Tatsache, daß dort ein Zentrum der frühen Steinbüchsenher-

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