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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0088
Das finanzielle Engagement war zunächst recht vorsichtig: Das Gründungskapital
betrug zwar 30 Milliarden Mark, nach dem damaligen Währungsstand waren
das aber nur etwa 300 000 Goldmark, ein geringer Betrag angesichts der weitreichenden
Aufgaben des Unternehmens: Jährlich sollten bis zu 9000 Hektar Wald
abgeholzt werden; nach dem Vertrag mußte der größte Teil des Holzes in Rußland
bearbeitet werden; dafür hatte der Konzessionär Sägewerke zu errichten; die
Eisenbahn Mga-Rybinsk sollte zwischen Krasny Cholm und Budogoschtsch auf
einer Länge von rund 230 Kilometern ausgebaut und verbessert werden. Allein
der Aufwand hierfür sollte nach den Voranschlägen der Russen sieben Millionen
Goldrubel betragen.

Die Mologa AG begann ihre Arbeit mit großen Holzeinschlägen. Im Frühjahr
1924 beschäftigte sie auf dem Gebiet der Sowjetunion schon 19000 Arbeiter. Im
Verlauf des ersten Geschäftsjahres 1923/24 wurden rund 700 000 Festmeter Holz
geschlagen, von denen am Schluß des Jahres allerdings erst ein geringer Teil zu
Eisenbahnschwellen, Telegraphenstangen oder zu Gruben- und Papierholz hergerichtet
und verkauft war, während der größte Teil unbearbeitet lagerte.

In Anbetracht des Mangels an flüssigem Eigenkapital und der hohen Kreditkosten
bis zu 16 Prozent ergab sich für die Mologa AG die Notwendigkeit, den
Holzverkauf zu beschleunigen. Voraussetzung dafür war der weitere Ausbau der
Holzbearbeitung und ein rascherer Abtransport. Das aber bedeutete wieder weitere
Investitionen. Es gelang, ein Londoner Unternehmen als Verkaufskonzessionär
für die Einschlagsmenge des Geschäftsjahres 1924/25, soweit sie zum Export
gelangte, zu gewinnen und von diesem einen Vorschuß von 200000 englischen
Pfund zu erhalten. Das ist immerhin der Gegenwert für etwa 30 Schiffsladungen
Holz. Der Export dieses Jahres sollte nach den Schätzungen der Mologa AG einen
Wert von 500000 englischen Pfund erreichen.

Neben Finanzierungs- und Transportproblemen hatte die Mologa AG mit einem
Mangel an Fachleuten für die Holzbearbeitung zu kämpfen. Das Konzessionsunternehmen
hatte die Verpflichtung übernommen, vorwiegend russische Arbeiter in
seinen Betrieben zu beschäftigen und zu Fachkräften auszubilden. Dazu mußte es
zunächst genügend eigene Fachkräfte ins Land bringen. Vor allem bei der Freiburger
Firma Gebrüder Himmelsbach wurden Arbeitskräfte für den Einsatz in Rußland
geworben. Einer von ihnen war August Rümmele aus Ehrsberg im Wiesental,
der sich 1925 um den entlegenen Arbeitsplatz bewarb.

August Rümmele aus dem Wiesental als deutsche Fachkraft

an der Mologa

August Rümmele, Absolvent einer Holzfachschule, war 1925 ein junger Mann
Anfang zwanzig. Er hat ein Tagebuch und Briefe7 aus seiner Zeit in Rußland hinterlassen
, Schriften, die nicht nur zeigen, wie politisch-wirtschaftliche Entscheidungen
auf ein Einzelschicksal wirken, sondern auch unmittelbare Einblicke in die

7 Die Unterlagen wurden dem Verfasser freundlicherweise von Herrn Elmar Rümmele, Sohn des August
Rümmele, überlassen.

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