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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0091
nächst eine Garantie für einen Mindestholzertrag je Flächeneinheit, der allerdings
unter der Rentabilitätsgrenze blieb. In der Praxis lagen die Holzerträge aber durch
Zuweisung weiterer, besonders ertragreicher Waldflächen über dem garantierten
Mindestertrag und bis zu einem Drittel über der von der Mologa AG für das Unternehmen
insgesamt errechneten Rentabilitätsgrenze. Später übernahm die Sowjetregierung
auch noch eine Qualitätsgarantie,

Damit konnte im Geschäftsjahr 1925/26 der Wert der Produktion auf fast das
Doppelte des Vorjahres, auf 8 Millionen Rubel, gesteigert werden. Mit den stark
ansteigenden Einschlagmengen wurde jedoch das Fehlen ausreichender Transport-
und Bearbeitungsmöglichkeiten noch deutlicher. Das eingeschlagene Holz mußte im
Winter an die Orte geschleift werden, an denen es im Frühjahr bearbeitet werden
konnte. Wo kein Bearbeitungsbetrieb in der Nähe war, mußte es mit der Bahn abtransportiert
oder zu Flößen zusammengestellt auf dem Wasserweg zu einem solchen
Werk gebracht werden. Die Mologa AG schätzte im Herbst 1925 den Arbeitskräftebedarf
allein für das Holzschleifen im bevorstehenden Winter auf 20000
bis 25 000 Mann und 10 000 bis 15 000 Pferde.

Im Frühjahr 1926 stand zwar schon eine Reihe von Bearbeitungsbetrieben, aber
bei weitem nicht genug, um die ungeheuren Mengen Holz zu bewältigen, die nun
bei den Werken eintrafen, und das war nur ein verschwindend geringer Teil des in
den Abholzungsgebieten lagernden Materials. So gingen allein beim Sägewerk
Pesj (August Rümmeles Arbeitsplatz) täglich zwanzig Waggons Langholz ein, zu
deren Bewältigung das Werk in drei Schichten rund um die Uhr arbeiten mußte.
Gleichzeitig warteten 100 000 Stück Rundholz an den Sammelplätzen auf den Abtransport
nach Pesj, während allein im Revier dieses Werkes noch weitere 90000
Stück an den Einschlagplätzen liegenblieben.

Obwohl es an Abnehmern nicht fehlte,12 geriet die Mologa AG jetzt vollends in
die Zwickmühle: Auf der einen Seite bestand der Zwang, mehr und mehr zu verkaufen
, um die Kosten der Produktion zu decken, auf der anderen Seite die Unmöglichkeit
, das eingeschlagene Holz in ausreichender Menge verkaufsreif zu machen
. Der einzige Ausweg war die Errichtung weiterer Bearbeitungsbetriebe. Da
das Unternehmen die hierfür notwendigen Finanzmittel nicht erwirtschaften
konnte, blieben nur zwei Lösungen: die Erhöhung des Grundkapitals oder die Aufnahme
weiterer Kredite. Tatsächlich wurde das Grundkapital im dritten Geschäftsjahr
auf drei Millionen Reichsmark erhöht — viel zu wenig und viel zu spät, nachdem
schon die Bilanz des ersten Jahres den dringenden Geldbedarf überdeutlich
gemacht hatte.12a

Entgegenkommender als die eigenen Aktionäre zeigten sich die sowjetischen Part-

12 Sogar die Schweiz bezog viele Schiffsladungen Mologa Holz über den Hafen Rotterdam und den Rhein,
(Mündliche Mitteilung von August Faller, der belegen konnte, daß auch die Firma Paul Fallsr, Freiburg,
eine Schiffsladung Mologa Holz erhalten hatte.)

12a Zu Beginn des Jahres 1927 beantragte Dr. Wirth bei der Reichsregierung einen Kredit von 18 Millionen
Reichsmark für die Mologa AG. Der damalige Finanzminister Heinrich Köhler — wie Wirth badischer
Zentrumsmann — befürwortete die Zahlung jedoch nicht, zumal da der Direktor der Reichskreditanstalt
Dr. Ritscher nach Prüfung der Lage des Unternehmens an Ort und Stelle zur Uberzeugung gelangt war,
daß mindestens 35 bis 40 Millionen zur Sanierung nötig seien. Vergl.: Josef Becker (Hrsg.): „Heinrich
Köhler. Lebenserinnerungen des Politikers und Staatsmanns 1878—1949." Stuttgart 1964. S. 176 f.

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