Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0092
ner. Sie hatten der Mologa AG bereits zusätzlich eine Holzhandelskonzession zugestanden
, auf Grund derer das Unternehmen fertige Holzmaterialien in der Sowjetunion
kaufen und sowohl auf dem sowjetischen Markt wie auch im Ausland
absetzen durfte. Nun stundeten sie Konzessionsabgaben in der Höhe von 500000
Rubel und verzichteten auf Zoll für die von der Mologa AG für ihren Betrieb eingeführten
Waren. Sowjetische Staatsbetriebe leisteten auf die Lieferungen der Mologa
AG Vorauszahlungen von insgesamt drei Millionen Rubel. Staatliche Kreditanstalten
gewährten Darlehen, die bis auf fast fünf Millionen Rubel stiegen.

Im Frühjahr 1927 stand jedoch fest, daß das Konzessionsunternehmen sich
keine ausreichende finanzielle Basis sichern konnte. Die Sowjetregierung und die
Mologaaktionäre kamen überein, die Konzession gütlich zu liquidieren. Der technische
Betrieb wurde einschließlich der immer noch im Bau befindlichen Eisenbahn
Mga-Rybinsk an den staatlichen Nordwestlichen Holztrust übergeben. Nach dem
Stand vom 15. April 1927 wurde eine Bilanz erstellt. Zu diesem Zeitpunkt waren
so große Holzvorräte vorhanden, daß die Bestandsaufnahme mehrere Monate gedauert
hätte. Die Aktiva wurden daher im Pauschalverfahren mit 17,39 Millionen
Rubel festgestellt. Nach Abzug der Verbindlichkeiten gegenüber den russischen
Gläubigern und dem Personal sowie der Liquidationskosten verblieb ein Überschuß
von 2,64 Millionen Rubel (= 5,7 Millionen Reichsmark) zur Befriedigung der deutschen
Gläubiger. Die weniger Eingeweihten unter ihnen waren zuversichtlich, ihre
Forderungen voll bezahlt zu erhalten, meldete doch der Badische Beobachter am
31. Mai 1927: „Sämtliche Verpflichtungen der Mologa auf dem Außen- und Binnenmarkt
werden von der Sowjetregierung übernommen." Die Sowjets wollten
aber offenbar nur die Lieferverpflichtungen übernehmen, nicht die Verbindlichkeiten
der Mologa AG gegenüber deren eigenen Lieferanten und Teilhabern. So erhielten
die deutschen Gläubiger schließlich nur 25 Prozent ihrer Forderungen. Die
Abwicklungen zogen sich bis Ende 1928 hin.

Ausblick

Nach den hier vorliegenden Unterlagen über die Mologa AG läßt sich feststellen,
daß dieses Unternehmen mit viel Schwung und Optimismus begonnen wurde, daß
aber die Geschäftsleitung realistische Warnungen von Rußlandkennern insbesondere
hinsichtlich der Transportprobleme nicht genügend ernst nahm. Sie versäumte
außerdem, rechtzeitig für die nötige finanzielle Grundlage zu sorgen, als während
der ersten Jahren eine deutliche Lücke zwischen den Produktionskosten und den
Verkaufserlösen klaffte.

Es erscheint außerdem als sicher, daß die Kapazität der Be- und Verarbeitungsbetriebe
mindestens hätte verdoppelt werden müssen, wenn man auch nur mit dem
laufenden Einschlag hätte Schritt halten wollen. Die eigenen Aktionäre waren aber
zu einer rechtzeitigen und ausreichenden Geldausstattung nicht willens. Daß sie in
den Jahren 1925 oder 1926, als es noch nicht zu spät war, hierzu nicht in der Lage
gewesen wären, ist angesichts der Solidität der meisten Teilhaber und angesichts der

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0092