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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0101
Zinck preist in den hier angeschlossenen Passagen die Emmendinger Vorstädte,
einmal nach Norden, Kenzingen zu, zum andern „östlich an der Straße nach Waldkirch
angelegt", so daß durchreisende Ausgewanderte, Leute „die Versailles und
Lyon gesehen hatten" ausriefen: „C'est un joli fauxbourg!"

„Der Charakter der hiesigen Einwohner", fährt Zinck fort, „ist im Allgemeinen
Fleiß, Häuslichkeit, und, was ich an meinen Mitbürgern besonders rühmen muß,
Wohltätigkeit gegen Nothleidende. Hübsche und sogar schöne Mädchen giebt es
hier viele, und vielleicht verhältnißmäßig mehr als in Freyburg . . . Ihre Tracht ist
ungemein gefällig und reitzend, und sticht gar sehr gegen die plumpe Tracht der
Schwarzwälderinnen ab, die man in Freyburg so häufig sieht. . . Daß Toleranz bei
uns herrscht, beweisen nicht nur die unter uns wohnenden Katholiken und Refor-
mirten . .. sondern auch die zahlreichen Juden, welche eine eigene Synagoge hier
haben, die Freyburg nicht aufzuweisen hat." Schnetzler hatte sich vorsichtig ausgedrückt
: „. . . als auch bei uns sich der Geist der Humanität täglich mehr unter
allen Volksklassen ausbreitet und die Menschen nicht nur einander wieder näher
bringt, sondern auch besser und milder macht... und noch jetzt ist die hiesige Universität
die einzige katholische, welche einen Protestanten [eben Jacobi] zu ihrem
Rektor gewählt hat".

Weniger tolerant Zincks Ausführungen hinsichtlich „Handel und Wandel":
„blühen bey uns, wie sie in einer so kleinen Stadt und in der Nachbarschaft des
weit größeren Freyburgs blühen können". Über die verschiedene Zugehörigkeit der
Rivalen - einmal zur badisch-markgräflichen, andererseits zur vorderösterreichischen
Herrschaft - wird hier allerdings weiter nichts gesagt.

Nicht allzu resigniert klingt die anschließende Äußerung über „Redouten, Con-
certe und Schauspiele haben wir hier freylich nicht; doch tanzen wir bisweilen, und
sind herzlich vergnügt dabey, weil wir einander alle kennen . .. Allenfalls verschmähen
wir Herrn Riesams Hannswurst nicht: hat er doch einmal einen Winter
in Freyburg mit seinen viel traurigen lebendigen Marionetten figurirt, welches Sie
aber bey der Aufzählung der bekannten Gesellschaften, die in Freyburg ihr Wesen
getrieben haben, sorgfältig verschweigen."

Aufschlußreich auch die Ausführungen Zincks im Hinblick auf die damals aktuellen
Lesegesellschaften: „Auch haben wir hier seit elf Jahren eine nach den Bedürfnissen
eines eingeschränkten und vermischten Cirkels eingerichtete Lesegesellschaft
, in welcher, außer den gangbarsten Journalen lauter gemeinnützige Bücher
gelesen werden. Sie ist die Mutter von einer der beyden Freyburger, und es ist ein
unverzeihlicher Undank, daß Sie dieses Verhältnis nicht mit der gebührenden
kindlichen Ehrfurcht Erwähnung gethan haben."

Schließlich ist noch in einem knappen Abschnitt vom gegenseitigen Universitätsbzw
. Schulwesen die Rede; Emmendingen habe freilich keine Universität, aber
„außer einer Knaben- und einer Mädchen-Schule ... ein Pädagogium . .. hat kein
geringerer Mann einst seine erste Bildung erhalten, als - der berühmte Kepler. Sie
werden gestehen müssen, daß Kepler nicht der berühmte Mathematiker geworden
wäre . . . wenn er nicht in Emmendingen das Einmaleins gelernt hätte .. .".

„So habe ich denn das große Werk vollendet", beschließt Zinck seinen Beitrag,
„und Emmendingens Ehre gegen die Anmaßungen eines stolzen Freyburgers auf

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