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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0118
sich der Wechsel nicht positiv aus, da nun an die Stelle des bischöflichen Schutzes oftmals
Bedrängnis durch die von den Staufern eingesetzten Untervögte trat.

Die Arbeit über Petershausen befriedigt in der Fragestellung und bringt klare eindeutige
Aussagen. Daß der politische Aspekt gegenüber dem geistlichen überwiegt, ist
eine Folge der Quellenlage. Die Arbeit ist ein Fundgrube für alle, die sich mit der südwestdeutschen
Kirchengeschichte oder dem Adel dieser Landschaft befassen. Gleichzeitig stellt
sie ein Stück Reichsgeschichte dar.

Renate Liessem-Breinlinger

Max Rehm, Rudolf Schwander und Kurt Blaum Wegbahner neuzeitlicher Kommunalpolitik
aus dem Elsaß. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1974. 128 Seiten, 5 Abbildungen
.

Im Stuttgarter Kohlhammerverlag erschien ein ansehnlich aufgemachtes kleines Buch
mit den Biographien zweier Männer, die in der Stadt Straßburg während der deutschen
Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gewirkt haben: des Altelsässers Dr. Rudolf Schwander,
Oberbürgermeister von 1906 bis 1918, und des Deutschelsässers Kurt Blaum, Direktor der
städtischen Armenverwaltung zu Schwanders Zeit. „Unser Maire" wurde Schwander
(1868 1950) von der Bevölkerung der Münsterstadt aus Verehrung und Vertrautheit genannt
. Der französische Titel mag für die dem Elsässer angeborene Toleranz stehen, aber
nicht darüber hinwegtäuschen, daß Schwander dank seiner Ausbildung an der Universität
Straßburg und in der Verwaltungspraxis ganz im Deutschtum wurzelte.

Schwander übernahm in Straßburg eine wohlgeordnete Kommunalverwaltung von seinem
Vorgänger Back und leistete Beträchtliches zu ihrer Weiterentwicklung. Schwergewichte
seines Werkes waren der Aufbau eines leistungsfähigen Fürsorgewesens - es war
dem unehelichen Sohn einer zeitlebens alleinstehenden Mutter ein persönliches Anliegen -
und die Stärkung der Wirtschaftskraft der Stadt. Hinsichtlich der städtischen Sozialarbeit
strebte er eine Koordinierung der privaten mit der öffentlichen, von hauptberuflichen
Kräften ausgeübten Wohlfahrtspflege an. Im bewußten Miteinbeziehen privater Träger,
das freilich von der Sache her nahelag, darf man ein Rücksichtnehmen auf die Verhältnisse
vor 1870 sehen, als es im Elsaß wie im übrigen Frankreich nur die fakultative Armenfürsorge
gab.

Ein hervorstechendes Verdienst Schwanders in wirtschaftlicher Richtung war die
Uberführung der städtischen Versorgungs- und Verkehrsbetriebe in sogenannte gemischtwirtschaftliche
Betriebe, öffentliche Unternehmen in Privatrechtsform: Stadt und private
Kapitalgeber beteiligten sich gemeinsam an den neugegründeten Gesellschaften, die die bisherigen
reinen Regiebetriebe oder reinen privaten Monopolbetriebe ablösten. - Die Stadtverwaltung
Straßburgs zu Schwanders Zeit galt in vielerlei Hinsicht als vorbildlich: es gab
dort beispielsweise das erste städtische Arbeitsamt und die erste Schulzahnklinik mit hauptberuflichen
Zahnärzten. Bewährt hat sich Schwanders Organisationsgabe im Ersten Weltkrieg
, als dank städtischen Eingreifens gegen „private Gewinnsucht" die Lebensmittelversorgung
trotz der schwierigen Lage als Frontstadt klappte.

Der Kriegsausgang 1918 gab Schwanders Leben eine tragische Wende. Nachdem er
noch in den letzten Monaten des Kaiserreichs zum Statthalter des Reichslandes Elsaß-Lothringen
ernannt worden war, als Kompromißkandidat, weil Altelsässer, der dem Reichsland
die langersehnte Gleichstellung mit den übrigen deutschen Bundesländern bescheren sollte,
mußte er die Heimat verlassen. Das Deutschland der Weimarer Zeit nahm seine Dienste
gerne an: Schwander wurde Oberpräsident der preußischen Provinz Hessen-Nassau. 1933
zog er sich als Demokrat aus dem aktiven politischen Leben zurück. Dennoch hatte er

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