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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 13
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nutzbringend zu verwerten, den ihnen der Prinz Janusz Ostrog vermacht hatte.
Ein deshalb gegründetes polnisches Großpriorat erwies sich nicht als lebensfähig.
Nun gründete der Kurfürst Karl Theodor ein bayrisches Großpriorat und forderte
dafür die Errichtung einer eigenen Zunge, das aber statutengemäß unmöglich
war. Nun kamen einige erfinderische Geister auf die Idee, daß ja seit den Zeiten
der Reformation die englische Zunge nur noch theoretisch existierte. So errichtete
man 1782 eine englisch-bayrische Zunge, der man auch das polnische Priorat inkorporierte
. Dieser verzweifelte Versuch Rohans, seinen Orden zu retten, entsprach
kaum dem Geist des Ordens, Flaxlanden aber, der rastlos an den Höfen Europas
für diese Angelegenheit tätig gewesen war, erhielt außer einer großen Pension
und der Würde eines Turcopoliers eine weitere Kommende, die ursprünglich für
Hompesch bestimmt gewesen war. Allerdings geriet er dabei in den frommen Kreisen
des Ordens in Mißkredit, da man dort vermutete, die Neugründung der anglo-
bayrischen Zunge sei das Werk einer Freimaurerloge innerhalb des Ordens. Seine
zeitweise nahe Verbindung zu Giuseppe Balsamo, dem berühmt-berüchtigten Grafen
Cagliostro, wohl einem illegitimen Sohn des Großmeisters Pinto, hat seinen
Ruf auch nicht gebessert. 1789 ließ er sich in die französische Nationalversammlung
wählen, trat aber sehr bald zurück und schloß sich den royalistischen Emigrantenkreisen
in Koblenz an. Zusammen mit seinem Bruder, dem außenpolitischen Berater
des Grafen von Provence, des späteren Ludwig XVIII., versuchte er nun, den
schwerkranken Großmeister zu einem schärferen Vorgehen gegen das revolutionäre
Frankreich zu bewegen. Rohan aber glaubte vergeblich, durch strikte Neutralität
, den großen Ordensbesitz in Frankreich retten zu können. Doch schon 1792
wurden alle Maltesergüter in Frankreich beschlagnahmt, damit entfiel ein Drittel
aller Einnahmen, und Rohan, ein nobler und freigiebiger Mann, unterstützte die
zahlreichen Emigranten aus seiner eigenen Tasche.

Abermals schien die Rettung im Osten zu liegen. Bei der zweiten polnischen Teilung
war das polnische Großpriorat an Rußland gefallen und 1795 bestieg mit
Paul I. ein glühender Verehrer des Rittertums den Zarenthron. Er war außerdem
lebhaft an allen Belangen seiner Marine interessiert und sah hier einen Weg, Rußland
den Weg ins Mittelmeer zu bahnen. So beschloß er, zu Frankreichs großem
Mißvergnügen, die Gründung eines russischen Großpriorats und seine Vereinigung
mit der anglo-bayrischen Zunge. Ein Kurier mit dieser tröstlichen Nachricht erreichte
aber Malta erst am 15. Juli 1797. Großmeister Rohan war zwei Tage vorher
gestorben.

Nun wurde einstimmig Ferdinand v. Hompesch als erster Deutscher zum Großmeister
gewählt, da man sich durch seine guten Beziehungen zu Wien Hilfe von
dort versprach. Hompesch war ein freundlicher aber schwacher Mann. An der Aussichtslosigkeit
der Situation wäre wohl auch ein besserer Politiker gescheitert, aber
daß er sich in den letzten entscheidenden Tagen so völlig kraftlos zeigte, hat die Erinnerung
an den letzten Großmeister für immer getrübt. Alsbald verlieh er dem
Zaren den Titel eines Protektors und verärgerte damit alle anderen Fürsten, die
diese Ehrung eines nicht-katholischen Herrschers ungern sahen.

Unterdessen waren auch in Heitersheim wichtige Änderungen vorsichgegangen.
Im Oktober 1796 war der Fürstgroßprior Graf Reinach gestorben, und ihm folgte

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