Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 15
(PDF, 57 MB)
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nicht abgeneigt, Ferrette lehnte ab, während Flaxlanden mit Hilfe des russischen
Kaisers eine Vereinigung mit den Orthodoxen anregte. Schließlich lehnte der Wiener
Hof ab, nachdem Kurfürst Max Franz, der Hochmeister des Deutschen Ordens,
sich völlig negativ geäußert hatte. Während all dieser fruchtlosen Verhandlungen
aber fiel eine historische Entscheidung im Mittelmeer.

Talleyrand soll Napoleon den Vorschlag gemacht haben, Malta den Rittern wegzunehmen
, bevor sich Rußland oder Österreich dort festsetzten. Die Expedition
nach Ägypten bot eine günstige Gelegenheit, und Vorbereitungen wurden eilig getroffen
. Der Begriff „Fünfte Kolonne" ist neueren Datums, aber 1798 kannte man
das Mittel auch schon, und so wurden Agenten auf die Insel geschleust, um die Bevölkerung
aufzuwiegeln. Auch scheint man innerhalb des Ordens Bundesgenossen
geworben zu haben, jedenfalls blieb später die Behauptung unwiderlegt, daß einige
französische Ritter Verrat geübt hätten. In Rastatt erfuhr man, anscheinend aus
Kreisen der französischen Gesandtschaft, von dem geplanten Überfall, und der
Bailli v. Schönau, der Hompesch gut kannte, sandte dem Großmeister bereits am
18. Mai 1798 eine energisch gehaltene Warnung, „es geht um Ihre Ehre, Monseig-
neur", schrieb er, „und um die Erhaltung des Ordens. Wenn Sie nachgeben, ohne
sich zu verteidigen^ werden Sie in den Augen Europas entehrt sein". Die Botschaft
wurde in zwei Exemplaren abgeschickt, die eine fiel in die Hände der französischen
Regierung, die andere kam am 4. Juni an. Sie hat nichts mehr genützt; am 9. Juni
erschien Napoleons Flotte vor La Valetta. Hompesch, der an seinen Stern geglaubt
hatte, gab nach den ersten Schwierigkeiten und Kämpfen nach und kapitulierte
ruhmlos. Nur vier deutsche Ritter waren damals in Malta, sie fuhren mit
dem niedergeschlagenen Großmeister nach Triest, wo sie am 25. Juli ankamen.

In Heitersheim wurde die Nachricht vom Falle Maltas zunächst nur durch Gerüchte
und Privatbriefe bekannt. Rinck wies sofort seine Rastatter Gesandten an,
beim Kaiser in Wien, beim Vizekanzler Colloredo, beim König von Preußen sowie
beim Herrenmeister der preussischen Johanniter, Prinz Ferdinand, zugunsten von
Hompesch zu intervenieren, da man ihn in französischer Gefangenschaft vermutete
. Auch bat er um russische Unterstützung gegenüber Ansprüchen, die Württemberg
und Baden auf Ordensgebiet anmeldeten. Erst am 27. Juli schrieb Hompesch
von Triest aus an das deutsche Großpriorat; dort waren unterdessen aber schon andere
Berichte über die näheren Umstände des Falls von Malta eingegangen. Der
Bailli v. Schönau nämlich hatte einen Brief des hochangesehenen französischen
Bailli de Tigne erhalten, der Hompesch offen der Feigheit beschuldigte. Rinck hatte
nur mühsam verhindern können, daß im Kapitel eine offene Revolution gegen den
Großmeister ausbrach. Fürst Ignaz, ein konservativer Mann, dem jede Abweichung
von der Regel ein Greuel war, drückte dem Großmeister in einem höflichen, aber
merklich kühlen Brief sein Beileid aus und versicherte ihn seiner Ordenstreue. Aber
auch er sprach von äußerst erstaunlichen Umständen bei den Kämpfen um Malta
und in einem Brief an Pfirt-Blumberg meinte er, man müsse die Haltung Wiens
abwarten, bevor man weitere Schritte erwägen könne. Die von Hompesch neu eingerichtete
Ordensregierung schien ihm wie den Prioren von Böhmen und Bayern
aus kompromittierten Männern zu bestehen, die den Orden nicht in der nötigen
Form erneuern könnten.

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