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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0019
blieb, als die Großmeisterfrage im russischen Sinn zu lösen. Aber auch Ferrette, der
vom Zaren zum Ordensgesandten in Wien ernannt worden war, konnte von der
Regierung keine offizielle Genehmigung für eine Anerkennung Pauls I. erreichen.
Dabei wurde die Lage des deutschen Großpriorats immer unerquicklicher. Dauernde
Requisitionen machten eine baldige russische Hilfe unbedingt erforderlich, da
man sonst, wie Ittner meinte, nur noch bei der Vorsehung anläuten könne. Immerhin
wurde die Stellung der deutschen Ritter gestärkt, als der Zar im März einen
neuen Sacre Conseil, das höchste Ordensgremium, installierte und dazu auch Ferrette
und Flaxlanden berief, letzteres zum besonderen Ärger Hompeschs, der vergeblich
versucht hatte, Flaxlanden in Petersburg als Demokranten zu verdächtigen.
Das anhaltende Schweigen aus Wien beunruhigte den kaisertreuen Fürsten Rinck
um so mehr, als er wußte, daß Kaiser Franz den böhmischen Großprior bereits bevollmächtigt
hatte, den Zaren als Großmeister anzuerkennen. Hier lag nun die
Situation ganz anders. Böhmischer Großprior war der Feldmarschall Colloredo,
ein enger Vertrauter des Kaisers Franz. Dieser hatte den Marschall dahingehend
instruiert, die Anerkennung geschehe nur wegen des österreichisch-russischen Bündnisses
, und alle religiösen und politischen Belange sollten unerörtert bleiben. Eine
solche höchst vertrauliche Instruktion aber konnte nach Heitersheim nicht gegeben
werden, da dort schon die meisten Ritter zur russischen Partei übergegangen waren.

Im deutschen Kapitel wiederum hielt man das Vorgehen der Böhmen für eine unerklärliche
Intrige und schickte eilends Flaxlanden nach St. Petersburg, um die
Russen darüber aufzuklären, daß man nur durch die Wiener Politik von einer sofortigen
Anerkennung abgehalten werde. Ittner selbst sah darauf, daß Flaxlandens
Instruktion so vorsichtig abgefaßt wurde, daß niemand kompromittiert werden
konnte.

Hompesch hatte auch von Sonderinstruktionen für die Böhmen gehört, glaubte
aber, diese sollten versuchen, Paul zum Verzicht auf das Großmagisterium zu bewegen
. In gänzlich unangebrachtem Optimismus opferte er daraufhin sein letztes
Geld, um zwei seiner Treugebliebenen zu einer Art Kommandounternehmen nach
Malta zu schicken. Es waren zwei deutsche Ritter, nämlich der Komtur Wilhelm
Jacob v. Schauenburg und der Bailli Franz Anton v. Neveu, der lange Obersthofmeister
in La Valetta sowie Kommandant der leichten Truppen gewesen war und
fließend maltesisch sprach. Natürlich scheiterte das Unternehmen. Hompesch, nun
fast ganz mittellos, sah sich immer stärkerem Druck ausgesetzt, und schließlich
dankte er am 6. Juli 1799 offiziell ab.

Nun kam auch in Heitersheim die langerwartete Genehmigung aus Wien an.
Rinck berief auf den 1. August ein außerordentliches Kapitel ein, auf dem die ganzen
Ereignisse an Hand der Akten durchgesprochen wurden. Die Entsendung einer
Delegation nach Petersburg wurde beschlossen. Rincks wirkliche Einstellung zu diesem
zutiefst unsympathischen Schritt kommt in einem Brief an den Grafen Cobenzl
zum Ausdruck, den österreichischen Botschafter in Rußland. „Ich glaube", so
schreibt er, „hierdurch meinen Pflichten Genüge zu leisten, die ich S. M. als meinem
Kaiser und Obersten Lehens- und Schutzherrn schuldig bin, und die ich immer mit
meinen Ordenspflichten in Ubereinstimmung zu bringen beflissen sein werde."

Pfirt-Blumberg und der Komtur Frh. v. Baden als Delegierte reisten Mitte Sep-

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