Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 19
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dition, und namentlich Ittner arbeitete sofort Pläne aus, um die internationale
Stellung des deutschen Priorats zu stärken. Pauls Sohn und Nachfolger, Kaiser
Alexander, wußte, daß die deutschen und bayrischen Ritter wieder eine freie Großmeisterwahl
wollten, daß der Erste Konsul in Paris hoffe, eventuell mit Hilfe
Hompeschs wieder in den Besitz von Malta zu kommen, um das die Engländer seinen
Vater geprellt hatten, und daß eine Anerkennung des Papstes für ihn nicht erreichbar
war. So erklärte er schon kurz nach seiner Thronbesteigung, daß er nur das
Protektorat übernehmen wolle und daß der Feldmarschall Graf Soltykoff die Statthalterschaft
übernehmen werde, bis die statutenmäßige Wahl eines Großmeisters
erfolgen könne.

In Heitersheim begrüßte man diese Ankündigung und traf alsbald Vorbereitungen
, um das Generalkapitel hier abzuhalten und den neuen Großmeister würdig
unterbringen zu können. Aber im Juni entschied der Sacre Conseil, daß eine normale
Großmeisterwahl undurchführbar sei, es solle daher jedes Priorat einen Kandidaten
aufstellen, aus denen dann der Papst den Würdigsten auswählen solle. Der
Plan fand allgemeine Zustimmung. Das deutsche Großpriorat stellte Pfirt-Blum-
berg als Kandidaten auf, die Bayern die Baillis Tauffkirchen und Flaxlanden, der
auch viele Stimmen aus dem russischen Priorat erhielt. Auch Hompesch versuchte
wieder mitzuspielen und erreichte immerhin durch eine Intervention in Paris, daß
sein Feind Flaxlanden von Napoleon als unannehmbar bezeichnet wurde. Schließlich
ernannte der Papst den Bailli Giovanni Batista Tommasi aus Cortona zum
Großmeister.

In Heitersheim hatte man auch noch andere Sorgen. Das war einmal die Frage
der Entschädigung und zweitens die Abtretung des Breisgaus an Modena. Vor allem
die beiden Vettern Pfirt betrieben den Plan, das Priorat für seine großen Verluste
mit den breisgauischen Klöstern zu entschädigen. Im April 1802 sah sich Fer-
rette heimlich St. Blasien an und reiste dann nach Paris, um den dortigen russischen
Botschafter Markoff ins Vertrauen zu ziehen. Dieser meinte, das alles sei doch wohl
etwas viel verlangt, aber Ferrette half seinem Eifer nach, indem er ihm durch den
Komtur Andlaw 350 Flaschen Wein schicken ließ. Von der Zusage Englands im
Vertrag von Amiens, Malta dem Orden zurückzugeben, hielt Ferrette mit Recht
nichts, er glaubte vielmehr die Interessen des Ordens am besten durch ein enges
Bündnis mit Frankreich gesichert. Auf seinen Vorschlag hin gingen denn auch aus
Heitersheim erhebliche Summen an französische Politiker, namentlich an Mathieu,
den Gesandten in Regensburg. Dort, am Reichstag, sollten nämlich vor allem Bundesgenossen
gesucht werden. Die ganze Korrespondenz zwischen den damals sehr
vertraut stehenden Vettern Pfirt wurde durch das Bankhaus Bethmann befördert,
um die Geheimhaltung zu garantieren. Bald darauf kam noch eine weitere, ebenfalls
finanziell sehr fruchtbare Verbindung zustande, als nämlich der Fürst Isenburg
dem Orden seinen Bankier empfahl, „einen intelligenten und ehrbaren Mann",
keinen anderen nämlich als den Chef des Hauses Rothschild.

Die ganzen Mühen der beiden Vettern fanden ihren Lohn, als in Regensburg die
Reichsdeputation zusammentrat, die mit Hilfe der vermittelnden Mächte die Entschädigungsfragen
auszuhandeln hatte. Alle Pläne, auch den Orden als Entschädigungsobjekt
für andere zu verwenden, wurden mit Hilfe der fremden Gesand-

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