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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 21
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0023
Ignaz selbst, der schon von der ganzen Idee wenig hielt, lehnte einen bayrischen
Coadjutor entschieden ab, da die Bayern falsche und gewalttätige Leute seien.
Einen erzherzoglichen Coadjutor wollte er dagegen aus Verehrung gegenüber dem
Kaiserhaus eher annehmen. Scharf gegen den ganzen Vorschlag wandte sich Fer-
rette, der unterdessen vom Großmeister Tommasi zum offiziellen Ordensgesandten
in Paris ernannt worden war. Andere Komture, deren ganze Einkünfte verloren
gegangen waren, wandten sich gegen die großen Summen, die Ferrette und
Flaxlanden ausgaben, um sich Verbündete zu scharfen. Von Abt Ignaz Speckle wissen
wir, daß er ebenfalls gegen solche Sparsamkeit unter seinen Mitbrüdern zu
kämpfen hatte. Schließlich wurde Flaxlanden, der wie Geiffenegg schreibt, wußte,
wie man mit Geld umgeht, beauftragt, die Idee einer Coadjutorie weiter zu betreiben
.

Greiffenegg versuchte nun, den unterirdischen Krieg auf anderem Gebiet voranzutreiben
. Schon im Mai meldete er dem Erzherzog, die Professoren arbeiteten an
der bewußten Schrift, und tatsächlich erschien im November 1803 eine Schrift
„Über dem Maltheserorden und seine gegenwärtigen Verhältnisse", die zweifellos
von dem Kirchenrechtler Professor Sauter in Greiffeneggs Auftrag verfaßt worden
war. Als „großenteils müßige, ausschweifende, unbändige Menschen, Possenreißer,
Verführer unschuldiger Mädchen und schwacher Weiber" bezeichnete der anonyme
Verfasser die Ritter, deren Durchschnittsalter immerhin weit über 50 lag. Gefährlich
, weil der allgemeinen Volksmeinung entgegenkommend, war des Verfassers
Argument, daß durch die Ritter nur Geld ins Ausland flösse, das besser hierzuland
ausgegeben würde. Es gab einen gewaltigen Sturm im Wasserglas und viele Proteste
, und Dr. Kopf hat ergötzlich beschrieben, wie Greiffenegg sich vergeblich „bemühte
", den Verfasser zu entdecken.

In Regensburg kam unterdessen der Komtur Müller mit seinen Bemühungen um
die fremden Gesandten nicht recht weiter, ob wohl er nach Greiffeneggs Meinung
ein Illusionist war, optimistisch wie ein Emigrant. So griff man wieder auf den
Gedanken einer Coadjutorie zurück, begegnete dabei aber dem Widerstand des
Bailli de Ferrette. Dieser sah darin nämlich eine Gefahr für seine eigene Zukunft.
Der Anciennität nach stand ihm nach Rincks Tod die Anwartschaft auf das Groß-
priorat zu, und auf diesen, auch finanziell interessanten Posten gedachte er keineswegs
zu verzichten. Er schrieb daher dem Fürsten Ignaz, Verhandlungen mit Wien
seien aussichtslos, nur mit der Hilfe von Rußland und Frankreich sei der Orden
zu retten. Auch sei Flaxlanden als Verhandler ohnehin ungeeignet, da dieser nur
sinnlos Stafetten schicke und Geld ausgebe. In einem offensichtlich von Ittner aufgesetzten
Schreiben erwiderte Rinck, da er leider für die Erhaltung des Gesamtordens
bei der gegenwärtigen politischen Lage wenig tun könne, müsse er wenigstens
für die Erhaltung des deutschen Priorats sorgen. Als Reichsfürst habe er die
Aufgabe, die Politik des Ordens mit der österreichischen Regierung zu koordinieren
.

Nun mischte sich auch noch der Großmeister Tommasi aus seinem Sitz in Cata-
nia in die Angelegenheit ein und schrieb, die Coadjutorie sei nicht statutengemäß.
Aus Catania werde die Erleuchtung schwerlich kommen, meinte Ittner dazu. Immerhin
beschloß man, zwei Ritter zur Klärung der Frage zum Großmeister zu

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