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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 22
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schicken und delegierte den Komtur Schauenburg als Kenner der Verhältnisse beim
Großmagisterium sowie den jungen Komtur Frh. v. Reinach-Werth, der von Pfirt-
Blumberg planmäßig gefördert wurde. Im übrigen gelang es der Partei von Flax-
landen, Pfirt-Blumberg und Ittner, den immer entschlußloser werdenden Fürstprior
zu überreden, den Komtur Müller nach Wien zu schicken. Gleichzeitig stärkte
sich das Selbstbewußtsein des Ordens, als man zum ersten Mal seit Jahren wieder
eine ganze Reihe von jungen Rittern feierlich in das Kapitel aufnehmen konnte.

Müller reiste im November nach Wien. Möglicherweise hat Erzherzog Ferdinand
damals doch mit dem Gedanken gespielt, sich in ernsthafte Verhandlungen einzulassen
. Er hatte gerade einen großen Prozeß wegen seiner Apanage verloren und
befand sich in erheblichen Geldschwierigkeiten. Außerdem verbreitete sich das Gerücht
, Müller wolle die Coadjutorie gar nicht ihm, sondern seinem Bruder Erzherzog
Rainer anbieten. Zweifellos haben Greiffeneggs Berichte aber bald alle Unsicherheiten
des Erzherzogs beseitigt. Müller seinerseits hatte bei seinen Vorsprachen
beim russischen Botschafter und bei Minister Cobenzl keinen Erfolg. Rußland
lehnte jeden Druck auf die österreichische Regierung ab, und Kaiser Franz war
nach Cobenzls Erklärung nicht geneigt, einen Schiedsspruch in der Klosterfrage zu
erteilen. So mußte auch Müllers Aussprache mit dem Erzherzog selbst ergebnislos
bleiben. Eine Entschädigung von jährlich 50 000 Fl. für die Abtretung der Klöster
lehnte Erzherzog Ferdinand ab, ebenso eine Coadjutorie für einen seiner Söhne,
und als Müller ihn auf die Gefahr aufmerksam machte, Baden könne bei einem
etwaigen Krieg Ansprüche auf den Breisgau stellen, meinte er, daran könne auch
ein Abkommen mit dem Orden nichts ändern.

In Heitersheim herrschte große Enttäuschung. Rinck wandte sich vergeblich an
den Fürsten Kurakin, er möge doch den Kaiser Alexander zu einer Intervention zugunsten
des Ordens veranlassen. Flaxlanden riet zu direkten Schritten bei Napoleon
, aber Ferrette wies darauf hin, Napoleon selbst und auch Talleyrand seien drei
Monate verreist. Dafür brachte er eine neue Idee ins Spiel, von der er sagte, sie
habe auch Talleyrands Interesse gefunden. Da man in Wien entschlossen sei, den
Deutschen Orden zu beschützen, könne Frankreich das gleiche Schutzrecht für die
Johanniter fordern. Gleichgültig wie nun der Streit um Malta ausginge, könnte ja
Frankreich als neuerstandene Monarchie den Orden wieder auf seinem Gebiet zulassen
, einen französischen Prinzen zum Großmeister wählen lassen und dann das
deutsche Priorat in geeigneter Form anschließen.

Von all diesen und vielen anderen Plänen blieb nichts übrig, als am 9. August
1805 der dritte Koalitionskrieg ausbrach, der schnell mit einem totalen Sieg Frankreichs
endete. Es war schwerlich Zufall, daß am 20. Dezember der Bailli de Ferrette
seinem Vetter schrieb: „Es ist Zeit, daß ich an meine eigenen Angelegenheiten denke
." Tags darauf fand die entscheidende Besprechung zwischen Talleyrand und
dem badischen Minister Reitzenstein statt, in der es um die Auslegung des Artikels I
des badisch-französischen Staatsvertrages ging, in dem es hieß: Kaiser Napoleon
verpflichtet sich, von Kaiser Franz die Abtretung des Breisgaus für den Kurfürsten
von Baden zu erreichen. Reitzenstein drang nun auf eine Zusage, daß damit nicht
nur alle strittigen Klöster, sondern auch die Besitzungen Heitersheims zu verstehen
seien. Nach einigem Zögern gab Talleyrand tatsächlich die gewünschten Zusiche-

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