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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 24
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0026
wie traurig es sei, wenn so bedeutende Einkünfte wie die der Klöster aus dem
Breisgau in fremdes Land abfließen würden. So wolle er denn gern zum Sieg der
guten Sache beitragen. Allerdings müsse man drei Dinge berücksichtigen: erstens
habe er selbst die Abtretung der Klöster an den Orden erreicht; zweitens sei er zum
Nachfolger Rincks ausersehen, und schließlich habe ihm auch schon die bayrische
Gesandtschaft Propositionen gemacht, falls er ihre Sache unterstütze. Reitzenstein
erwiderte, daß man, sobald von Talleyrand ein günstiger Bescheid eintreffe, dem
Herrn Gesandten eine Probe der diesseitigen Gewogenheit geben wolle.

In einem Bericht vom 26. März an Kurfürst Karl Friedreh erklärte Reitzenstein,
was er darunter verstand: DerBailli sei intim mit Talleyrand befreundet, verbringe
die Nächte an dessen Spieltisch und brauche daher dauernd Geld. Er schlage daher
vor, ihm auf Lebenszeit die Einkünfte des gegenwärtigen Großpriors zu garantieren
. Das sei freilich viel, aber mit mittelmäßigen Angeboten sei nichts auszurichten,
und zudem bestünde die Gefahr, daß die des Rechnens ebenfalls fähigen Bayern
ähnliche Angebote machen würden. Als Trost für den sparsamen Landesherrn fügte
Reitzenstein noch bei, Ferrette sei nicht mehr jung, und sein Körper zerrüttet und
geschwächt, so daß das finanzielle Opfer nicht zu groß sei. Aber Eile sei geboten,
und nicht jene Karlsruher spärliche Handlungsweise, die sich schon des öfteren übel
ausgezahlt hätte.

In Karlsruhe reagierte man schnell und teilte schon am 4. April die Einwilligung
des Kurfürsten mit. Dieser sei allerdings, so hieß es, nur dann einverstanden, wenn
man dem Bailli 9/io jener Einkünfte zusichere, die man dem jetzigen Großprior zu
zahlen bereit sei. Reitzenstein aber erreichte sehr rasch die volle Genehmigung seiner
Vorschläge. Am 3. Mai konnte er Talleyrand mitteilen, daß der Großprior zu
seinen Lebzeiten die ganzen Einkünfte von Heitersheim beziehen werde, die dann
nach seinem Tod ungekürzt an Ferrette übergehen würden.

In Heitersheim und München kannte man natürlich die Vorgänge in Paris und
wußte auch genau Bescheid über Ferrettes Frontwechsel. Die badische Hofkommission
unter dem Geh. Rat v. Drais, die zur Übernahme der Maltesergebiete bereit
stand, wußte ihrerseits, daß Flaxlanden nunmehr auf sofortige Abdankung Rincks
zugunsten des Prinzen Karl drängte, um so das Haus Wittelsbach direkt zu engagieren
. Flaxlanden wiederum, der schon lange erkannt hatte, daß der Orden in seiner
bisherigen Form nicht zu retten war, versuchte außerdem, die Bayern für seine
Vorstellungen eines erneuerten Ritterordens zu interessieren. Danach sollten die
Malteser für Bayern die Rolle übernehmen, die der Deutsche Orden für Österreich
spielte. Es sollten nur noch junge Leute aufgenommen werden, die sich bereits für
Militär- oder Staatsdienst qualifiziert hätten, der Besitz der Kommenden sollte
nicht mehr Selbstzweck sein, sondern nur als zusätzlicher Anreiz für zukünftige
Staatsdiener dienen. „Das alles ist nicht befriedigend", schrieb er an Pfirt-Blum-
berg, seinen eher camarade, „aber wir schulden uns, alles versucht zu haben".

Pfirt-Blumberg selbst versuchte, ein Abkommen mit Württemberg zu treffen.
Zu einer richtigenConvention ist es dabei nicht mehr gekommen, aber immerhin gelang
es, das Wohlwollen des schwierigen Königs Friedrich zu gewinnen, der sich
auch später noch dem Orden geneigt zeigte.

Flaxlandes Ideen stießen in Heitersheim zunächst auf hartnäckigen Widerstand

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