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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 96
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der für die Baar noch für andere Gaue annehmen, daß diese Güter besonders dazu
geeignet gewesen wären, sich zur Beherrschung einer Landschaft auf sie allein zu
stützen. Jedenfalls war die Stellung des Grafen, der ja das Reichsgut verwaltete,
nicht so stark, daß sich nicht örtliche Gewalten erhalten oder im Laufe der Zeit gebildet
oder entwickelt hätten, die zu selbständiger und rivalisierender Stellung aufstiegen
. Es muß betont werden, daß wir es in der frühen Zeit nicht mit einem Staat
im modernen Rechtssinne, sondern mit einem Personenverband zu tun haben, in
der eine Schicht herrscht. So beanspruchten in der Baar die Grafen von Sulz und die
Wartenberger Grafenrecht, ohne daß ein legitimer Ursprung dieser in der östlichen
Baar tatsächlich ausgeübten Grafenrechte zu erkennen ist (wir kennen andere Grafenhäuser
, in deren Händen wir keine Grafschaft nachweisen können, z. B. die Grafen
von Nimburg im Breisgau).

Die Stellung der Zähringer in der Baar ging offenbar aus dem Erwerb der alten
Königspfalz Neidingen und der Beherrschung des dazugehörigen Reichsgutes hervor
. Ihr Bestreben ging folgerichtig darauf aus, die Nebengewalten zu beseitigen.
Zwar ist ihnen selbst nicht mehr vergönnt gewesen, das Ziel zu erreichen und die
Einheit der alten Baar wiederherzustellen, sondern erst ihren Erben und Nachfolgern
, den Grafen von Fürstenberg. Aber gerade in einer Phase dieses Kampfes um
größere Macht und Geltung werden wir ihnen in der Baar noch einmal begegnen.

Wir kennen nun die räumlichen Verhältnisse, von denen aus im 11. Jahrhundert
die Siedlung in den Hochschwarzwald vorgetragen wurde, und die Familien, die als
Unternehmer daran beteiligt waren.

Es waren aber nicht nur wirtschaftliche Verhältnisse, etwa ein Überdruck der
Bevölkerung, die den Anlaß gegeben haben zu dem großartigen Unternehmen der
nächsten Jahrhunderte, weite Teile des Schwarzwaldes zu besiedeln. Es waren auch
nicht nur die Reformideen der Klostergründer von Hirsau und St. Georgen und
der Erneuerer von St. Blasien - es war auch der Kampf um die Macht, der dazu
führte. Die neuen Klöster hatten zweierlei Zielen zu dienen: das religiöse Leben zu
erneuern - und Mittel für weltliche Zwecke zu sein.

5.

Das 11. und 12. Jahrhundert, die Zeit der Besiedelung des Schwarzwaldes, sind
zugleich seine hohe Zeit, sind wirklich Geschichte im Schwarzwald. Zwei große
Unternehmen sind es, die den Schwarzwald völlig verändert haben, das der Reformklöster
, deren Wirken im Schwarzwald mit dem Namen Hirsau aufs engste
verbunden ist, und das der Herzöge von Zähringen. Den Reformklöstern ist die
Rodung und die Besiedelung des hohen Schwarzwaldes in erster Linie zu danken,
die Herzöge waren die erfolgreicheren Politiker.

Abt Wilhelm von Hirsau faßte, offenbar angeregt durch Abt Bernhard von St.
Viktor in Marseille, der von 1077 bis 1078 in Hirsau weilte, den Plan, es St. Viktor
nachzutun, das mit einer Anzahl von ihm abhängiger Klöster eine Art eigenen Kirchenstaat
geschaffen hatte. Abt Wilhelms erster Schritt zur Verwirklichung dieses
Planes war die Reformierung des Klosters Allerheiligen in Schaff hausen, das 1080

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