Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 98
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0104
den Abt, Kloster und Siedlung dem Zähringer bedingungslos zu übergeben. Die
Verbindung nach Zürich schien hergestellt. In einem Vergleich vom Jahre 1122 aber
mußte Herzog Konrad auf Schaffhausen verzichten: der Bamberger Bischof bestätigte
den Übergang des umstrittenen Grundstückes an Allerheiligen und Heinrich V.
bestätigte der Abtei von Neuem ihre Rechte. Für den Herzog ein offenbarer Mißerfolg
.

Eine glücklichere Hand hatte er bei St. Blasien. Er gewann den Abt für sich und
veranlaßte ihn, vor dem Kaiser gegen den bisherigen Vogt, Adalgoz von Wehr, zu
klagen, weil er sein Amt als Vogt nicht im Sinne eines Reformklosters ausübe.
Adalgoz von Wehr wurde seines Amtes entsetzt und der Zähringer 1125 Vogt von
St. Blasien und damit auch über dessen Propsteien Bürgeln und Weitenau. Damit
hatte Zähringen tatsächlich auch im südlichen Schwarzwald Fuß gefaßt. Die Auseinandersetzungen
mit Schaffhausen waren damit aber nicht zu Ende, sondern begannen
von Neuem: der dem Kloster St. Blasien 1071 und 1080 von einigen Adeligen
zugewiesene Bezirk um den Schluchsee herum überschnitt sich mit einem Gebiet
erheblichen Umfanges, das die Nellenburger 1095 dem Kloster Allerheiligen
übergaben. Anfang des 12. Jahrhunderts folgte eine Schenkung in Saig, oberhalb
des Titisees, wo bereits eine Kirche stand, offenbar also schon eine zahlreichere Bevölkerung
wohnte. Man erkennt, daß der Schwarzwald im 11. Jahrhundert vom
Klettgau und Hegau her allmählich besiedelt worden war. Eines fällt nun doch auf:
während des ganzen 11. Jahrhunderts gab es um diese merkwürdig unklaren Besitzverhältnisse
keinen Streit. Am gleichen Tage aber, als die Vogtei von St. Blasien
an die Zähringer überging, bestätigte Heinrich V. der Abtei ihre Rechte und Grenzen
im Schluchseegebiet. Es ist keine Frage, daß hier die Hand Herzog Konrads
spürbar ist. Es dauerte bis 1164, bis der Streit mit Schaffhausen um diese Gebiete
endlich durch ein Schiedsgericht entschieden wurde. Schaffhausen mußte sich zurückziehen
. Zähringer Ministerialen bemächtigten sich nun auch der übrigen Schaff-
hauser Besitzungen am Titisee: sie wurden der Grundstock der Herrschaft Lenzkirch
. So befand sich also fast der gesamte südliche Schwarzwald in der Hand der
Zähringer.

Die Zähringer haben jeden Erfolg sofort ausgenützt, und auch das läßt darauf
schließen, daß ihre Pläne von langer Hand vorbereitet waren. Schon zwei Jahre
nach der Gründung von St. Märgen gründeten sie an den beiden Endpunkten der
Straße durch den Schwarzwald die Städte Freiburg und Villingen. Vermutlich ist
auch die Gründung Offenburgs im selben Jahre ihr Werk. Seit 1114 war die Vogtei
über St. Georgen in ihrem Besitz und damit der Weg durch das Kinzigtal in die
Ortenau offen.

Das Städtedreieck Freiburg-Villingen-Offenburg ist, wie Theodor Mayer sagt,
der Abschluß der zähringischen Verkehrs- und Raumpolitik. Niemals hätte sich
ein derartiger Plan im Altsiedelland verwirklichen lassen. Nur die Rodung und die
über die gerodeten Gebiete erworbenen Vogteien machten ihn durchführbar. Nimmt
man hinzu, daß in diesem neuen „Flächenstaat" auch das Verhältnis des Siedlers zu
seiner Herrschaft ein anderes war als im Altsiedelland, daß im Neuland alte Bindungen
, etwa an die Ortsherrschaft, fortfielen, da alle Bewohner zur Herrschaft in
einer gleichen Abhängigkeit standen, so rundet sich das Bild vom „Staat der Her-

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