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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 105
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Straßburg es schon mehrere Male verpfändet hatte - in seine Gewalt brachte. Ein
straßburgisch-fürstenbergisches Kondominium wurde 1592 errichtet - und im
Zusammenhang damit erhält die Gründung von Freudenstadt 1599 neben ihrer
wirtschaftlichen Seite auch eine eminente politische Bedeutung: denn Württemberg
besaß ja jenseits des Rheins noch die Herrschaft Mömpelgard, und der Weg durch
das Renchtal hätte eine Verbindung geschaffen, die bisher nicht bestand. Von 1604
bis 1664 war das Tal württembergischer Pfandbesitz, wurde dann aber eingelöst.

6.

„Geschichte" soll nicht nur die mehr oder weniger große Politik berücksichtigen,
sondern auch den mehr oder weniger kleinen Mann, auch den, der schon kurz nach
der Rodung mit seinem Namen, seinem Besitz und seiner Tätigkeit in Erscheinung
tritt, und vor allem die Bevölkerung, die aus irgendwelchen Gründen die bäuerliche
Tradition nicht fortgesetzt hat und neue Berufe ergriff. Mancher kleine Mann spielt
Bulgenbach, den Bauernführer von 1525, dem Freiburg seine Tore öffnen mußte.
Aber es lebten im Schwarzwald auch wirklich große Männer, Äbte, gelehrte Patres,
Erfinder und Künstler, auch große Tüftler, denen z. B. die Uhrenindustrie auf dem
Schwarzwald ihre Existenz verdankt.

Nicht nur in St. Blasien blühten die Wissenschaften, sondern auch in St. Peter.
So verfolgte man dort einen Durchgang der Venus durch die Sonne, einen Vorgang,
den zu beobachten bedeutende Gelehrte sogar nach Petersburg reisten. Auch Kunstgegenstände
sammelte man in St. Peter, und wir müssen heute noch bedauern, daß
das Kloster in schweren Zeiten gezwungen war, einen Kruzifixus einem Bauern in
Zahlung zu geben. Er ist noch nicht wieder aufgetaucht. Eindruck gemacht hat den
Mönchen von St. Peter aber auch eine Gestalt, die man in den Annalen des Klosters
nicht ohne weiteres erwartet: Fridericus, im Text: „furor Teutoniae", aber es folgt
sogleich das beruhigende Bild der geliebten Landesmutter.

Die älteste Industrie im Schwarzwald ist sicher der Bergbau, der vermutlich in
Kandern schon in römischer Zeit betrieben wurde und von dem noch zwei Bilder
aus dem letzten Jahrhundert beweisen, wie lange er fortbestand: die Schmelze und
die „Weserei", die Verwaltung. Der Bergbau wanderte aus den Vorbergen die Täler
hinauf und mit ihm die Bevölkerung, die seiner Versorgung diente. Waren die Vorkommen
abgebaut, blieb die Bevölkerung, die inzwischen seßhaft geworden war,
zurück und bebaute das Land. So wirkte auch der Bergbau kolonisierend. Mit wenigen
Ausnahmen beschränkte sich aber der Bergbau der frühen Zeit auf die der
Ebene nahen Täler. Die Stollen bei Badenweiler, bei der Geroldseck und im Münstertal
lieferten Silber. Ein Zusammenhang mit den Münzstätten in Straßburg und
Breisach liegt nahe. Eine erste urkundliche Nachricht über den Bergbau enthält
allerdings erst die Verleihung des Bergbauregals im Breisgau an den Bischof von
Basel 1028. In Todtnau gab es im 12. Jahrhundert eine Kolonie von Bergbauern
und Schneflern, die das zweite ganz alte Gewerbe des Schwarzwaldes repräsentieren
. Sagt man doch den Mönchen der Cella Alba nach, sie hätten Holzgeschirr angefertigt
und ihren Unterhalt damit verdient, daß sie es in den Dörfern am Hoch-

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