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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 114
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0120
den wurde mit der Inschrift „Si me amas" 27. In Herten zeigen Bronzezierbleche
kreuzförmige Ausstanzung28, aus Herten stammt auch die Scheibenfibel mit erkennbarem
Kreuz und ein Topf mit eingedrückten Kreuzen. Ein schon früher gefundenes
Fragment konnte neuestens als Goldblattkreuz identifiziert werden, es
stammt aus einer Grabung am Kaiserstuhl, die noch näher bestimmt werden wird.29
Damit erhöht sich die Zahl der Goldblattkreuze auf zwei, und blickt man auf die
ganze Rheinebene, so muß man einen Fund im elsässischen Odrasheim hinzunehmen
. Aber immer noch kontrastiert diese Seltenheit der Goldblattkreuze hart gegenüber
der Fülle der Goldblattkreuze, die man in den letzten Jahrzehnten östlich
des Schwarzwaldes im Gebiet des Neckars und der jungen Donau bis über den Lech
hinaus gefunden hat.30 Sie zeigen den Anschluß einer gehobenen Schicht jener Alemannen
am gleichen Brauch der Grabbeigabe, wie sie bei den christlich gewordenen
Langobarden üblich war und offenbaren so eine Verbindung über die Alpen weg,
die sonst kaum faßbar wird. Merkwürdig ist, daß eine totale Fundleere in Goldblattkreuzen
für die südlich des Rheines liegende Schweiz zu konstatieren ist. Dort
hat man diese Art, den Toten ein kostbares Zeichen des Heiles mitzugeben - es
handelt sich um einen ausgesprochenen Begräbnisbrauch, nicht um die Beigabe festtäglichen
Schmuckes, eine eben vom Alemannischen Institut herausgegebene Monographie
über die Goldblattkreuze31 erhärtet diese Auffassung - nicht übernommen
. Wenn wir sehen, daß der Breisgau sich auch nur zaghaft an diesem Brauch beteiligt
, so mag einmal die geringe Kontaktmöglichkeit über den Schwarzwald hinweg
, aber u. U. auch seltene Verbindung in die Lombardei beteiligt sein. Es gibt
aber auch andere Arten christlicher Beigaben, die im Breisgau bis jetzt ganz ausfallen
: ein Blick auf die Karten Werners - München32 über die Verbreitung der allgemein
als christlichem Brauchtum zugehörigen erkannten Amulettkapseln zeigt
bei weiter Streuung eines vor allem im Gebiet von Mainz konzentrierten Vorkommens
für den Breisgau völlige Fundleere. Im ganzen wäre zu sagen, daß die archäologischen
Zeugnisse christlicher Vorstellung, so weit sie aus Grabfunden stammen,
im Breisgau wohl nicht übersehen werden dürfen, aber nicht dicht begegnen. Chronologisch
sind sie fast durchweg ins 7. Jahrhundert zu datieren und bezeugen so
für dieselbe Zeit, in der auch jenseits des Schwarzwaldes und nördlichen Bodensees
eine Hinwendung zum Christentum unter den Alemannen durch Bodenfunde belegt
werden,33 jene Wende, die wir zu fassen suchen.

Ein Blick auf die archäologische Aussage zu dieser Frage im Bereich des Elsasses
und der heutigen Schweiz könnte den Gedanken aufkommen lassen, als wäre dort
und im Breisgau wenig Unterschied. Daß aber im Bereich des vorhergehenden antiken
Christentums das 6. und 7. Jahrhundert doch eine wirklich andere Situation

27 Franz Xaver Kraus, Die christlichen Inschriften der Rheinlande I (Freiburg 1890) S. 7 Nr. 11.

28 Garscha 98.

29 Frdl. Hinweis G. Fingerlin.

30 Wolfgang Hübener (Hrsg.), Die Alemannen in der Frühzeit, Bühl 1974, S. 175 u. 182 183.

31 Wolfgang Hübener (Hrsg.), Die Goldblattkreuze des frühen Mittelalters, Bühl 1975.

32 Joachim Werner, Das alamannische Fürstengrab von Wittislingen, München 1950, S. 90 91, Karten 3 u. 4,

33 Wolfgang Müller (Hrsg.), Zur Geschichte der Alemannen, Darmstadt 1975, S. 401 429. Die Christianisierung
der Alemannen.

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