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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 132
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0138
manischen Alpenraum, also Diözese Chur, Sitten und Lausanne fest, daß das Pfarrsystem
im 9. Jahrhundert ausgebildet sei, es aber in der Diözese Konstanz bis zur
Jahrtausendwende gedauert habe, bis man dort so weit gekommen wäre. Es dürfte
anzunehmen sein, daß bei der Kleinstruktur des breisgauischen Siedlungswesens
und der nur geringen großräumigeren Kirchenorganisation (und zwar nur im n ö r d-
lichen Breisgau!) auch in diesem Teil des Bistums erst um das Jahr 1000 sich das
gefestigt hatte, was man in vollem Sinne als Pfarrei bezeichnen kann. Wie stark
aber dann immer noch die Bindungen an die überkommenen Eigenkirchenrechte
mitlaufen, ergibt sich nicht nur daraus, daß der Kirchensatz an den Besitz des Hofes
, zu dem die Kirche gehört, gebunden ist, mit ihm verkauft, verteilt, vererbt
wird, sondern auch aus so mancherlei Rechtsbindungen, die sich noch nach Jahrhunderten
feststellen lassen. So wird z. B. der Meier des Fronhofes in Umkirch
1545 erneut verpflichtet, nicht nur das Faselvieh für den Ort zu halten, sondern
auch, wenn der Pfarrer mit dem Sakrament um das Feld oder den Ort geht - also
sakramentale Flurprozession hält, das Kreuz zu tragen oder tragen zu lassen und
außerdem für das Wetterläuten zu sorgen127 - so stark gehört Fronhof und kirchliches
Leben zueinander!

Zuguterletzt muß noch ein kurzer Hinweis auf die Frage der Bistumszugehörigkeit
gegeben werden. Der Breisgau erscheint nie anders wie als Teil des Bistums
Konstanz. Verwunderlich ist es aber, daß er nicht dem so naheliegenden Bistum
Basel zugewiesen wurde, wie die Ortenau zu Straßburg, wie die weiten rechtsrheinischen
Gebiete zu Speyer, das bis über den Neckar in den Murrgau reichte,
oder zu Worms, dessen neben Ladenburg wichtigster Ort Wimpfen war, oder
Mainz, dem sogar, offenbar unter dem Einfluß des Bonifatius Gegenden östlich von
Tauberbischofsheim zugeteilt waren. Der Breisgau gehörte zu Konstanz, obwohl
der breite, unbesiedelte Schwarzwald ihn von diesem Bischofssitz trennte. Ein einigermaßen
brauchbarer Zugang ging nur über den Hochrhein in dieses westlichste
der Konstanzer Archidiakonate. Die Frage, wie es zu dieser merkwürdigen Zuteilung
hat kommen können, wurde schon oft gestellt.128 Einerseits hat man auf die
offenbare Schwäche des Bistums Basel hingewiesen, das in der wohl für die Abgrenzung
entscheidenden Zeit kaum besetzt war und im 1.1%. Jahrhundert auch im Zuge
der elsässischen Herzogspolitik vom Bistum Straßburg her überspielt wurde; andererseits
glaubt man in dieser Zuteilung an das kernalemannische Bistum ein Zeichen
dafür zu sehen, daß damals der Breisgau nicht dem elsässischen Herzogtum offen
stand, sondern eindeutig dem Herzog der Alemannen zugehörte. Das würde aber
doch auch wohl für den Vorgang der Christianisierung bedeuten, daß ein elsässisch-
fränkischer Einfluß nicht so sehr bedacht werden müßte, sondern dem Breisgau eine
gewisse Selbständigkeit eigen wäre, die mit den entsprechenden Entwicklungen im
Bereich nördlich des Bodensees in Parallele zu sehen sind. Schließlich sollte man
auch nicht übersehen, daß in die frühe Zeit des christianisierten Breisgaus eine Welle
der Gallusverehrung gehört, die zu einer großen Zahl von Güterübergaben an das

127 Univ. Archiv Freiburg, Dominikanerarchiv Urkunden 20, 1545 IV. 10.

128 Siehe besonders Heinrich Büttner, Die Entstehung der Konstanzer Diözesangrenze, Z. f. Schweiz. Kirchengesch
. 48/1954, 225 274.

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