Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 148
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0154
Namensvariation von Trudpert zu Ruodpert, die man im Frühmittelalter verschiedentlich
als verwandtschaftliche Bande auffassen kann. Beide können aber schon
aus zeitlichen Gründen keine Brüder gewesen sein, da Trudpert wahrscheinlich um
640 ermordet wird, und Ruodpert - von dem nach Zöllner in keiner Quelle die Zeit
seines Auftretens eindeutig datiert wird — erst Ende des 7. Jahrhunderts in Baiern
missioniert, worauf schon 1848 F. J. Mone hingewiesen hat.1 Zum anderen leuchtet
ein, daß hier der Ruhm des Salzburger Bischofs, der 718 starb, nach Zöllner zur
Erhöhung der Gestalt Trudperts mitverwandt worden sein kann. Nach Zöllner
und Friedrich Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich 1965, S. 395, wäre Ruodpert
nach seiner Vita zum rheinfränkischen Geschlecht der Ruppertiner zu zählen,
sein Name fränkisch, nicht irisch. Pflichten wir Karl Bosl in seiner Studie über den
„Adelsheiligen" bei: im Grunde kann ein sanctus nur ein Adeliger sein (S. 168), so
wäre für Trudpert seiner Zeit entsprechend eine vornehme Abstammung anzunehmen
.

Außerdem scheint sich hier ein theologiesierendes Beispiel zu spiegeln: diesem
heiligen von Gott erfüllten „Brüderpaar", Trudpert und Ruodpert, steht ein unheiliges
vom Teufel getriebenes brüderliches Mörderpaar gegenüber (Pas 360, Kap 5,
Z 3-7).

Trudpert: folgte dem Rhein und durchzog den größten Teil der Provinz Ala-
mannia.14 Dieses Wandermönchtum war zur Zeit des Verfassers um 815, dann, als
die Passio in St. Gallen abgeschrieben und dabei überarbeitet wurde, in dieser freien
Form verschwunden. Diese Art der Peregrinatio stellt für die Zeit Trudperts, die
auch die Zeit des Gallus war, eine typische Erscheinung der merowingischen Epoche
dar, die von irischen Mönchen besonders geübt wurde.15 Katharina Weber hat auf
die frühe Kritik an dem Wandermönchtum schon bei Hieronymus, *|*420, und Augustinus
, t 430, hingewiesen.16

Arnold Angenendt geht 1972 in seiner Studie Monachi peregrini17 auf die Peregrinatio
gut hundert Jahre später für die Zeit von Pirmin, j" 753, und seiner Klo-
stergründungcn besonders ein. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß Pirmin - eher
irofränkischer Ausbildung - die asketische Heimatlosigkeit (Seite 23) nicht mehr
im alten Sinne der Wanderung der Mönche verstand, sondern sie zum Wohle des
Klosterlebens sublimiert. Die Peregrinatio beinhaltet das Verlassen der Heimat wie
einst bei Abraham (Genesis 12,1) des Elternhauses und der Verwandtschaft, im
Sinne einer Askese für den Mönch, den Abschied von dieser Welt. Dornum patriam-
que relinquentes (Pas 357, Kap 2, Z 21/22) berichtet die Passio auch von Trudpert
und Ruodpert. Pirmin sieht dagegen den Aufenthalt im Kloster als die Abkehr von
der Welt an: in monasterio pro Deo peregrinam ducere vitam (Seite 150).

14 Pas 358, Kap 2, Z 9 11: Trudpertus . . . Renique fluminis cursum sequens, Alamanniae provinciae maxi-
mam partem per transiens . . .

15 Theodor Mayer, ebd. S. 11: Zum Todesjahr Trudperts 607 — nach Zwiefaltener Quelle scheidet aus.
643 nach dem Konstanzer Brevier hat gewisse Wahrscheinlichkeit.

16 Katharina Weber, Kulturgeschichtliche Probleme der Merowingerzeit im Spiegel der Heiligenleben, in Studien
und Mitteilungen zur Erforschung der Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. 1930.
S. 347 403, 365.

17 Arnold Angenendt, Monachi peregrini, Münstersche Mittelalterschriften 1972 Bd. 6.

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