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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 154
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0160
heiligen Magnus am Säuling für diese noch frühere Zeit vermuten dürfen? - Dazu
schweigt die Passio sancti Trudperti. Es finden sich aber - ähnlich wie in der Vita
des heiligen Sola, der das als Einöde geschilderte Solnhofen zunächst wie in eremo
etwa 793 betritt - auch bei Trudpert gewisse Anzeichen dafür, daß in seiner Nähe
sich bebautes, besiedeltes Land befunden haben könnte, wenn man dem Vitenschrei-
ber nicht unterstellt, er habe im Eifer bei der Schilderung der Verfolgung und Ergreifung
der Mörder des Heiligen die langsam fortschreitende Rodung des Gottesmannes
mit nur etwa sechs Knechten dabei vergessen: . . . Als die das Tal verlassenden
(Mörder) von einigen Rufern gesehen wurden. . . (Pas 360, Kap 6, Z 22).
Wenn diese Rufer nur die restlichen Leibeigenen Trudperts gewesen wären, hätte
der Verfasser das wohl vermerkt. Mehr besagt dafür die andere Stelle: . . . die aus
dem Wald hervorbrechenden (Mörder) wurden durch viele schon Herbeigeeilte im
freien Feld (aperte manifestati) ertappt . .. (Pas 360, Kap 6, Z 24, 25). V. Milojcic
konnte in Solnhofen eine ältere christliche Siedlung vor Solas Wirken ergraben, zu
der seine Vita Angaben macht. Auch in unserem Fall kann nur archäologische Forschung
allenfalls abklären, ob wir in den beiden zitierten Stellen Angehörige einer
nahen Bergwerkssiedlung oder Bauern erblicken dürfen oder ob die Vita hier ausgeschmückt
wurde.

Trudpert folgte bei der Auswahl des Ortes üblichen realen Überlegungen. Er
entscheidet sich, in einem gut bewässerten Waldtal zu roden, das genügend breit
für weitere Pläne, das fischreich ist und Beeren und Pilze spendet. Der Verfasser
oder spätere Überarbeiter kannten anscheinend den Ort oder ließen sich darüber
berichten: beim Neumagen und neben dem Ufer eines anderen aus dem gleichen
Gebirge entspringenden Wasserlaufs.26 Dazu werden Angaben gemacht, die die
topographische und territoriale Lage ergänzen: ein Tal im nahen Gebirge, im
Breisgau, nicht weit vom Rhein gelegen.27 Die Luftlinie St. Trudpert - regulierter
Rhein beträgt heute etwa 20 Kilometer.

Trudpert braucht Einverständnis, Unterstützung und Schutz des Besitzers dieses
Tales, um leben und wirken zu können, besonders wenn ihm für später eine Klostergründung
vorschwebte.

Als er dann Otpert unter den Vornehmen gefunden hatte,28 beeindruckt er so in
seinem religiösen Eifer, daß der Edle ihn mit seinen Jägern ziehen läßt, um mit
ihrer Hilfe und Unterstützung das Notwendigste des Zellenbaus durchzuführen.29

Bei der recht spärlichen Quellenlage für das 7. Jahrhundert verwundert es nicht,
den Edlen Otpert anscheinend anderweitig nicht belegt zu finden. In den Regesten
des Elsaß kommen im 8. bis 10. Jahrhundert eine Reihe von Trägern dieses Namens
vor. Der früheste Otpertus ist 737 der erste von vier Zeugen bei einer Schenkung
eines Radolf an das Kloster Weißenburg im Elsaß. Er könnte noch im 7. Jahrhundert
geboren sein, so daß von hier aus nicht ohne weiteres ältere Namensträger für
das Elsaß zu bezweifeln wären.30 Vielleicht ergeben hier klösterliche Verbrüde-

26 Pas 358, Kap 3, Z 22 23: ibique prope fluvium niu maga et iuxta ripam aliam ex eodem monte curren-
tem, . . . Abbildung 2: Original Spalte 1, Zeile 6 8.

27 Pas 358, Kap 2, Z 11 12: in pago Prisicauge aut longe a Reno flumine vallem quendam in saltu vicino, . . .

28 Pas 358, Kap 3, Z 14 15: heredem eiusdem vallis, Otperdum quendam ex nobilibus personis reperissst, . . .

29 Pas 358, Kap 3, Z 17 19: ut homo nobilis viri Dei a Deo inspiratam sentiens voluntatem, venatoribus
suis iussit, ut illum ad locum quem petiit sine mora perducerent.

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