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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 159
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0165
des benachbarten Gaues waren bisher nach altem Brauch unter Vorsitz von Otpert
und in seiner Anwesenheit zusammengekommen.44 Der dem Breisgau benachbarte
Gau kann - von der Lage und historischen Situation her - nur Gau im nahen Oberelsaß
, das Gebiet des Sundgaus gewesen sein, der leider erst 898 als in pagi Sund-
geuni urkundlich eindeutig zu belegen ist (Bruckner Reg. Als. I, Ur. 650). Wenn
Otpert im Gau Priester unter seinem Vorsitz zusammenrufen kann, muß er im
öffentlichen Leben, dank seiner Stellung, besonderen Einfluß ausgeübt haben. Er
scheint eine Reihe von Eigenkirchen besessen zu haben, um so eine Versammlung
seiner Priester anordnen zu können. Das - - adhuc, bisher - deutet aber an, daß die
Dinge sich zur Zeit des Vitenschreibers schon irgendwie geändert hatten. Wolfgang
Müller weist im Alemannischen Jahrbuch 1962/63, Seite 7, in einem Überblick
über die Christianisierung der Oberrheinlande darauf hin, daß auch im Elsaß
im 6. und 7. Jahrhundert auf dem Lande ein Ausbau der christlichen Pfarrorganisation
erfolgt und Pfarrgründungen, Kirchenbau unter Einfluß der damaligen
eigenkirchlichen Rechtsvorstellungen, vor allem eine private Angelegenheit des
Ortsadeligen sind, was die Passio in unserem Fall auch für den Edlen Otpert belegt.

Für einen einflußreichen Vornehmen, der in einem Gau jenseits des Rheins, dem
Sundgau, das Christentum irgendwie mitträgt, voranbringt, muß es verlockend gewesen
sein, im Breisgau im Bereich des Neumagentals, wo er auch begütert war,
über einen so von Gott erfüllten Mann wie Trudpert, den Versuch einer christlichen
Zellenbildung bei den noch wenig erschlossenen Alamannen des Breisgaus zu wagen
mit dem Ziel, eine spätere Klostergründung ins Auge zu fassen. Von diesen
Überlegungen her scheint sich eine entschiedene Aktion Otperts im Neumagental
dann angebahnt zu haben.

Die Existenz Otperts findet in dem Kern einer falsifizierten Urkunde von 902
eine Bestätigung,45 die neuerdings Thomas Zotz als real für die Liutfriede des Elsaß
für das 10. Jahrhundert herangezogen hat.46 Der Hinweis des Grafen Liutfried
auf seine Vorfahren Otpert und Rampert als Förderer des Klosters St. Trudpert
hierin braucht nicht über die Passio tradiert worden zu sein. Sie kann auch zugleich
einer Familienüberlieferung anhand gemachter Schenkungen entsprechen, deren Urkunden
im Münstertal noch vor dem Ungarneinfall von 911 bestanden haben können
. Thomas Zotz, der einen Zusammenhang zwischen dem Adel im Elsaß, im
Breisgau und am westlichen Hochrhein (Guntram!) sieht, glaubt nach einer freundlichen
Mitteilung, daß Otpert hier sehr wohl hereinpaßt.

Interessant ist nun auch die Frage, wer an dem Ort, wo der Mord geschah, die
Blutgerichtsbarkeit ausüben konnte. Otpert ist es nicht. Er scheint keine hohheits-
rechtliche Stellung im Breisgau eingenommen zu haben. Doch werden ihm die Mörder
, wegen seiner besonderen Verbindung zu Trudpert, sogleich vorgeführt. „Er
nutzt weißen Rat" - das könnte bedeuten, daß die Zuständigkeit in der Aburteilung
dieses besonderen Verbrechens, Priestermord, Mord an einem heiligmäßigen

44 Pas 361, Kap 9, Z 31 33: presbyteri pagi vicini Otperto adhuc superstite ibidemque praesente convene
runt. Qui dum diutino tractatu . . . consilium inirent.

45 A. Bruckner, ebd. Anm. 30, S. 398, 399. UK Nr. 662 v. 21. 2. 902.

48 Thomas Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum. Protokoll Nr. 43 vom 13. 6. 73 des Alemannischen
Instituts, S. 36. Jetzt in Vorträge und Forschungen Bd. 15, Thorbecke 1974, S. 125.

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