Freiburger historische Bestände - digital

Manne, von vornherein nicht ganz klar war, aber doch in die fränkischen Hoheitsrechte
fiel. Er läßt die beiden Mörder dem Inhaber dieser Rechte für das Gebiet
, einem gewissen Grafen Bobo bringen.47 Dieser läßt den Haupttäter - Dominikus
- aufhängen. Theodor Mayer vermutete Freie, nicht Leute Otperts, und
dachte an einen Mord aus politischen Gründen (Seite 17). Das hätte die Passio
dann wohl nicht so berichtet. Nach der wohl einige Jahrzehnte später niedergeschriebenen
Fassung der Lex Alamannorum hätte die Tötung eines Priesters durch
einen Freien ein dreifaches Wehrgeld, aber nicht seinen Tod gefordert. Der Mittäter
kommt auf etwas rätselhafte Weise ums Leben. Er stürzt sich, die Hände auf
den Rücken gefesselt, vor Überquerung eines Flusses in die abgelegte Lanze seines
Bewachers. Sein Leichnam wird mit seinem Bruder als eine Art prima facie gegen
den Haupttäter zur Verurteilung vor den Grafen Bobo gebracht (Pas 361, Kap 7,
Z 14-17).

Die Einrichtung des Grafenamtes ist auf Veranlassung der Franken erfolgt und
nach Büttner in karolingischer Zeit im alamannischen Gebiet erst 740, im Breisgau
erstmals mit dem Augstgau 752 zu fassen.48 Theodor Mayer sieht in Bobo entweder
den Namen des von der Passio überlieferten Breisgaugrafen oder den des Elsaß
(S 14). Nach Thomas Zotz ließe sich wegen Otpert auch der Comitat Bobos für
den Sundgau lokalisieren.

Der in der Passio überlieferte Name Bobo findet sich in einer zweiten, diesmal
aus der Zeit Trudperts selbst stammenden Quelle, in der Fredegarchronik im 87.
Kapitel des 4. Buches. Ein Bobo dux Arvernus erscheint hier als Anführer eines
Teiles der Streitmacht von Adalgysel, des Mitregenten und dux Austrasiorum und
als Waffengefährte von Aenovales (Innovales), dem Grafen des Sundgaus (comex
Sogiontinsis), wie Albert Bruckner in den Regesta Alsatiae S. 12 Nr. 37 annimmt.
Beide kämpfen 641 an der Spitze des austrasischen Reichsheeres unter dem jungen
Merowingerkönig Sigibert III. (633-650) gegen den abtrünnigen Herzog von Thüringen
Radulf. Von Aenovales wird erwähnt, daß er seine Gaugenossen (cum pa-
ginsibus) gegen das auf einem Berg über der Unstrut liegende, mit Baumstämmen
befestigte Lager (castrum lignis monitum), einer Holzburg Radulfs, heranführt.
Der dritte Bearbeiter des Fredegar nach Wattenbach-Levison, der die Chronik bis
zum Jahr 643 weiterführt, hatte diese Ereignisse als Zeitgenosse miterlebt.

Horst Ebling nimmt 1974 den comex Sogiontinsis für ein Aufgebot des Saintois
südlich Toul ohne nähere Hinweise in Anspruch.49 Bruno Boesch hält nach einer
freundlichen Mitteilung Sogiontinsis gleich Sundgau für ausgeschlossen. Die Möglichkeit
, es könne sich hier um das Saintos handeln, hat Albert Bruckner im Register
der Regesta Alsatiae später vermerkt, was auch Bruno Boesch für wahrscheinlich
hält.

Bobo - nach W. Wattenbach eine Abkürzung für Bodegisel - ist nach H. Ebling
dux in der austrasischen Auvergne. Er steht als Waffengefährte neben Aenovales in
dem Kampf gegen Radulf. Dieser Bobo könnte im Zusammenhang mit der Aussage

47 Pas 361, Kap 7, Z 6: ad Bobonem id temporis comitem, . . .

48 Heinrich Büttner, Geschichte des Elsaß, 1939, I, 118.

49 Horst Ebling, Prosographie der Amtsträger des Merowingerreiches, Beiheft der Francia 1974, Heft 2, S. 86.
Freundl. Hinweis von Univ. Prof. Dr. Herwig Wolfram, Wien,

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