Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 161
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der Passio auch comes für den Breisgau gewesen sein, wenn hier eine Identität nicht
auszuschließen ist. Für unterworfene Gebiete pflegte man gern Andersstämmige als
Führungskräfte einzusetzen. Da Bobo und Aenovales mit einem großen Teil des
königlichen Heeres bei einem überraschenden Ausfall Radulfs aus der Burg ums
Leben kommen, müßte dann das von Theodor Mayer nach dem Konstanzer Brevier
vermutete wahrscheinlichere Todesjahr Trudperts von 643 vor 641 anzunehmen
sein. Nach Herwig Wolfram ist jeder dux grundsätzlich auch comes, und zwar nicht
erst im 9. oder 10. Jahrhundert.50 Die Ahndung der Untat wäre dann über Bobo als
den für den Breisgau zuständigen Grafen - nach der Vita - und vielleicht auch im
Zusammenhang mit Fredegar IV, 87 - zu sehen. Der fränkische Einfluß im Falle
der Sühne des Mordes an einem heiligmäßigen Manne der Kirche wäre damit sichtbar
. Auch Friedrich Prinz betont die Stellung der merowingischen Könige - und damit
ihrer Hoheitsträger - in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts für den süddeutschen
Raum.51

Stellen wir uns vor, daß nach Trudperts Tod bis zur Abfassung seiner Vita auch
an die 170 Jahre vergangen sein können, so müssen dem Verfasser für den Kern
seiner Erzählung doch mündlich überlieferte Berichte zum Beispiel aus dem Kreise
der Waldbrüder, die nach Sebert Trudpert folgten,52 und auch Unterlagen von den
Nachkommen Otperts und anderer zur Verfügung gestanden sein. Der 1598 in St.
Trudpert lebende Schulmeister J. Keraslithus (Hornstein) erwähnt St. Galler
Mönche für die Frühzeit des Klosters. Theodor Mayer nimmt sie um 800 an. Dann
wäre die in St. Gallen redigierte Passio im codex 577 auch ein gewisser Hinweis in
dieser Richtung.

Eine intensive sprachgeschichtliche Untersuchung der Passio wäre im Hinblick
auf mögliche Einschübe und Überarbeitungen zum verlorenen Original sehr erwünscht
, wenn es auch problematisch erscheinen muß, hier überzeugend zu trennen
und den ursprünglichen Bestand letztlich zwingend zu erfassen.

Schon 1848 hat Mone versucht, die originale Form der Passio Trudperti aus den
ihm vorliegenden Handschriften herauszufinden. Er ging dabei von einer Handschrift
E aus, die sich damals in der Universitätsbibliothek Straßburg befand. Wegen
ihrer kurzen, knappen Form und trotz ihrer Datierung ins 12. Jahrhundert
hielt Mone sie für die älteste, zwar überarbeitet, aber doch für die: vita prior, auc-
tore anonymo (S. 17-21). Dieser Versuch kann heute nicht mehr befriedigen, da
Mones Kriterien: knappe, nüchterne Fassung ohne besondere religiöse Ausschmük-
kung weder der zeitlichen Situation bei der vermuteten Abfassung in Bezug auf
den Geschmack des Autors noch seinem möglichen Bildungsstand entsprechen kann.
Auch fehlt zum Beispiel der wichtige und ausdrückliche Hinweis am Anfang unserer
Passio, daß Trudpert diesen passenden Ort, um Gott zu dienen, zu keiner
Zeit für Tage seines Lebens verlassen wolle, um hier Einsiedler zu werden (Pas
359, Kap 4, Z 2-3, Original Abb. 2 Spalte 1, Z 21-26).

3(> Weiterer Hinweis von H. Wolfram.

,l Prof. Dr. Friedrich Prinz, Saarbrücken, Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland, Entwicklungslinien und
Forschungsprobleme, Protokoll Nr. 188 des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte, S.
18 23, 26.

52 W. Sebert, ebd. Anm. 9, S. 118.

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