Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 162
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Vergleicht man die beiden Viten miteinander, so gewinnt man den Eindruck,
das Straßburger Exemplar stelle eine besonders gängige Brevierfassung (wie die
gleichlautenden Fassungen F und G) für die Zwecke des 12. Jahrhunderts dar, die
man auch aus der St. Galler Passio durch Streichung, Umstilisierung und Ergänzungen
gewinnen konnte. Doch ist hier vor allem kundigen Philologen nicht vorzugreifen
.

Auch die vier von Mone im Wortlaut veröffentlichten Handschriften - A: St.
Gallen cod. 577 drittes Drittel 9. Jahrhundert, B: Einsiedeln Nr. 250, 12. Jahrhundert
, C: Universität Basel A IX, 4 von 1492, D: Zwiefalten, Bibliothek Stuttgart
Biblia 56, 13. Jahrhundert - zeigen so viel im Kern Gemeinsames, daß sie
Mone in einem Abdruck, ergänzt durch Klammern, Kursivschrift und Fußnoten,
ähnlich nachher Krusch, unter Verwendung weiterer Handschriften, publizieren
konnte. Bei den einzelnen Texten finden sich Kürzungen, Einschübe, Umstilisie-
rungen hie und da. Sie sind durch den zeitlichen Abstand, durch Geschmack und
Stil des jeweiligen Überarbeiters bedingt.

Mit dem besonderen antikisierenden Passus für Trudpert: precibus pulsaret
tonantem (Pas 358, Kap 4, Z 25, Original Abb. 2, Spalte 1, Z 12, 13) zeigt der
Überarbeiter unseres Textes seine Kenntnis römischer Schriftsteller und scheint so
den Christengott zu einem tönenden (tonantem), ja donnernden Juppiter zu machen
. Schon Mone bemerkte, dies gemahne an die Lesung heidnischer Dichter. Nach
einem freundlichen Hinweis von Walter Berschin ist der Göttervater in der Spätantike
ganz selbstverständlich zum „Gottvater", beziehungsweise „Christus" geworden
(vgl. Kollwitz, Mosaiken 2, Tafel 3: Rom S. Pudenciana). Tonans steht in
der spätantiken christlichen Literatur ganz unauffällig für „Gott". So auch bei
Arator, dem Dichter der Apostelgeschichte, die in Rom Mitte des 6. Jahrhunderts
veröffentlicht wurde. (Z. B.: rogans oranti corde Tonantem, De actibus apostulo-
rumll, 145)

Merkwürdig, daß für die Weihe der Basilika Ramperts um 815 der Name des
Bischofs von Konstanz nicht überliefert wird, sondern allgemein umschrieben ist:
in Anwesenheit des Bischofs, zu dessen Diözese der heilige Ort gehörte.53

Während H. Büttner wegen der Erwähnung des alamannischen dux annimmt,
Konstanz sei in seinen Anfängen das Bistum der alamannischen Herzöge und des
alamannischen Stammes gewesen, was auch Otto Feger in seiner Geschichte des Bodenseeraumes
1956 I, 78, 79 vertritt, hält Rolf Sprandel in seiner Untersuchung,
Der merowingische Adel und die Gebiete östlich des Rheins, 1957 es für unmöglich,
in Konstanz ein merowingisches Reichsbistum zu sehen, da in keiner der zeitgenössischen
Quellen der Merowingerzeit ein Bischof von Konstanz erwähnt wird und auf
keiner Synode des fränkischen Reiches anwesend ist. Sprandel meint: Wenn es das
Bistum Konstanz im 7. Jahrhundert gegeben hat, dann muß es eine einseitige und
wenig stabile Existenz gehabt haben, gewissermaßen im Zwischenfeld von Geschichte
und Vorgeschichte. Es war wohl weniger Bistum als vielmehr vielleicht
Missionskirche.

Auch Wolf gang Müller betont 1963 (S. 10/11), das Bistum Konstanz, das in

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53 Pas 362, Kap 10, Z 20: convocato episcopo, ad cuius diocesim ipse sacer locus pertinet, . . .

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