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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 163
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0169
Deutschland als erstes auf nicht antiken Wurzeln entsteht, habe sich anscheinend
aus kleinen Anfängen zum Zwecke der Alamannenmission entwickelt und sei nicht
- wenigstens nicht nach allen Seiten hin - abgegrenzt gewesen. Dabei sei das Problem
der Bistumsgrenzen von 1155 nach der Barbarossaurkunde für die frühe Zeit
unlösbar. Sehr auffallend sei auch, daß der Breisgau nicht zum nahen Bistum Basel
gehörte.

Neuerdings wird eine Gründung des Bistums Konstanz durch Dagobert I. (629
bis 638) erwogen. — Otto Feger hatte die Entstehung um 590 angesetzt und auch
auf die Gallusvita verwiesen, wo Herzog Gunzo dem Heiligen den Bischofsstuhl
von Konstanz versprach, falls er seine Tochter heile. Gallus lehnt nach der Heilung
und dem wohl 613 erfolgten Tod des Bischofs Gaudentius diese Würde ab. - Man
begründet die Errichtung des Bistums Konstanz durch Dagobert mit der Wiedererrichtung
des Bistums Augsburg, das um diesen Teil der Raetia II verkleinert wird
(Illergrenze), und belegt es mit der Erwähnung Dagoberts in einem Augsburger
Nekrolog des Afraklosters vor Konrad IL und durch fränkische Funde aus der
Zeit im Ulrichsmünster nach Joachim Werner, Die Ausgrabungen in St. Ulrich und
Afra Augsburg, fränkische Mission des 7. Jahrhunderts am Lech (Hist. Verein
Oberbayern 23. I. 1975).

Diese Problematik der kirchlichen Organisation scheint die Passio an dieser Stelle
auszudrücken. Man hätte sonst um 815, der Zeit der eigentlichen Klostergründung
Ramperts, aus Anlaß der Basilikaweihe den Namen des Konstanzer Bischofs über
die St. Galler Passio mitüberliefert erhalten müssen, zumal ja St. Gallen 759-816/
818 Eigenkloster des Bischofs von Konstanz war.

Theodor Mayer und Heinrich Büttner haben aus einer Stelle der Passio besondere
Schlüsse gezogen: In der Tat die beiden Brüder, die Anstifter und Vollbringer
des Mordes an einem unschuldigen heiligen Manne, von Schuld zerknirscht, versuchten
durch entfernte unwegsame und sehr dichte Wälder hindurchzukommen,
um in die Gebiete der Alamannen zu entkommen.54 Beide hatten atque Alamanno-
rum partes expetere so verstanden. Mayer, daß das eigentliche alamannische Gebiet
östlich des Schwarzwalds lag und „der Breisgau eine Art Grenzprovinz bildete,
die vom Elsaß gelöst war".55 Büttner formuliert: „Die Vita hat eine alte Vorstellung
festgehalten, wenn sie das unabhängige Alamannien hinter den Bergen des
Schwarzwaldes beginnen läßt. Der Breisgau bildete eine Art Vorland des fränkischen
Einflusses im 7. und 8 Jahrhundert".'6 Das scheint die Nachricht von Bobo
im Zusammenhang mit der Passio - vielleicht auch mit Fredegar - an einer weiteren
Stelle zu bestätigen. Nach einer freundlichen Mitteilung von Thomas Zotz
scheint der Ausdruck partes Alamannorum ein geschlossenes Gebiet zu bedeuten,
das im Gegensatz zum gegenwärtigen Aufenthaltsort der Mörder steht und dem
fränkischen Einfluß und der entsprechenden Gerichtsbarkeit entzogen war. Für das
Wirken Trudperts im Münstertal läßt sich somit ein gewisser tragfähiger fränkischer
und damit auch christlicher Rückhalt im Breisgau erkennen. In diesem ab-

54 Pas 360, Kap 6, Z 16: per remota et invia densissimi saltus tendere atque Alamannorum partes expetere
conati sunt.

55 Th. Mayer, ebd. S. 14, 68.
36 H. Büttner, ebd. S. 94.

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