Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 172
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0178
heiratete sich später mit dem Freiburger Webermeister Friedrich Gotthardt. Daß
Antoinette Hauser als Malerin in Freiburg gearbeitet hat, bezeugte sie selbst in
ihrem Testament vom 18. April 1864, in dem sie ihrer „Tochter Sophie Hauser,
dahier bei mir sich aufhaltend", ihr ganzes Vermögen vermachte.29 Die Bemerkung,
F. A. X. Hausers Enkelin habe „ehemals bei der Weltfirma Herder Landkarten gemalt
", entnahm Karl Fischer nach allem wohl ebenfalls dem mehrfach zitierten
Aufsatz der Frau M. Schi. Tatsächlich fanden seit 1817 im Herderschen Kunstinstitut
„eine Reihe nachmals angesehener Künstler unter der Leitung tüchtiger Meister
ihre erste Ausbildung und Betätigung."30 „Bartholomä Herders planende und sorgsame
Hand baute das Kunstinstitut Jahr für Jahr weiter aus. Anfang der 1820er
Jahre beschäftigte er bereits 20 Kupferstecher und Zeichner und 14 Kupferpressen
(auch für fremde Aufträge) und gliederte 1821 eine geographisch topographische
und eine lithographische Abteilung mit Kolorieranstalt an." 1831, also ungefähr zu
einer Zeit, in der Antoinette Hauser ihre Lehre als Malerin begonnen haben könnte,
arbeiteten 160 Leute in dem Institut, „und eine Menge armer Knaben erhielt ihre
künstlerische Bildung."31 Leider verbrannte 1944 beim Luftangriff auf Freiburg
das Verlagsarchiv des Hauses Herder, so daß keine Möglichkeit mehr besteht, dort
über die berufliche Tätigkeit Antoinette Hausers nachzuforschen.32 Die Malerin
starb fast 84 Jahre alt am 3. Januar 1900 in Freiburg.33 Sie hatte zuletzt zum Preis
von 25 Mark vierteljährlichen Mietzinses im Haus der Hafnermeisterswitwe Marie
Briem in der Gauchstraße 41 gewohnt und zum Tagessatz von 50 Pfennig die
Kost erhalten.

Weil die Tochter Sophie34, „gewesene Ehefrau des Herrn Jean Pedon Lehrer in
Lüneville", am 15. April 1899 in Gye, Departement Meurthe-et-Moselle, verstarb,
widerrief Antoinette Hauser das Testament des Jahres 1864 und setzte in hervorragender
Handschrift am 12. Mai 1899 einen neuen „Letzten Willen" auf, in dem
sie die in Crion und Clayeures geborenen Enkelkinder Marie Camille, Jean Rene
und Charles Joseph Pedon zu Alleinerben des unbedeutenden Vermögens einsetzte.
Zwar hatte die Erblasserin auf Sparkonten nicht unbeachtliche Beträge von etwa
3000 Mark angesammelt und eine öffentliche Altersrente bezogen. Bei den Erbschaftsverhandlungen
am 13. Januar und 29. März 190035 mußten jedoch einige
Schulden getilgt und einer Rentenrückforderung entsprochen werden, so daß jedem
der drei Enkel jeweils nur noch 35,53 Mark als Erbteil übrigblieb. „Fräulein Marie
Camille Pedon, wohnhaft in Gye, Frankreich, französische Staatsangehörige und
der deutschen Sprache nicht mächtig" nahm für die Erbengemeinschaft an den Verhandlungen
teil. Als Dolmetscherin leistete „Frau Marie geborne Gageur, Ehegattin
des Herrn Stiftungsverwalters Schlager hier" gute Dienste, also genau jene
„Frau M. Schi.", die 1892 die Erinnerungen der Antoinette Hauser an den „Meister
von Gottes Gnaden" festgehalten und der Öffentlichkeit mitgeteilt hatte.

29 Stadtarchiv Freiburg, Notariatsakten Nr. 18959 Vermögensverzeichnis der Antonia Hauser/1900.

30 Josef Sauer, Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden Freiburger Diözesan-
archiv 59 NF. 32. Band/1931, S. 233 mit Fußnote 76.

31 Albert M. Weiß und Engelbert Krebs, Im Dienst am Buch Bartholomä Herder, Benjamin Herder, Hermann
Herder Verlag Herder Freiburg 1951, S. 24 und 29.

,<l2 Mitteilung des Verlages Herder, Freiburg, vom 29. Juni 1966.

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