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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 189
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0195
Zwischen 1830 und 1833 klafft eine Lücke in den Unterlagen über Joseph
Hauser. Wanderte er in jenen Jahren aus Freiburg ab? Einen solchen Gedanken legt
ein Acquisitionsschreiben des Königlich-bayrischen Landgerichts Weißenhorn nahe,
auf das die Freiburger Stadtbehörden „betr. den Aufenthalt des Joseph Hauser
dahier" am 13. August 1833 antworteten.91 1834 lebte der 56jährige Bildhauer
wieder in Freiburg und mit ihm seine Ehefrau „Anna geborne Boll aus Weisenhorn
Königreich Baiern", genannt „Nanette", die er offensichtlich von der Reise mitgebracht
hatte. Die Geschäfte scheinen aber nicht oder nicht mehr so gelaufen zu sein,
daß er auch eine Frau miternähren konnte. Kein Wunder, daß die angetraute Ehefrau
am 20. Oktober 1834 bei den Stadtvätern wegen „ihres Aufenthaltes dahier"
als Bittstellerin vorsprach92, 1836 ein „Armuths Zeugniß" beantragte93 und - um
vermutlich eine Unterstützung erwirken zu können - am 9. September 1836 um
die Beschaffung eines Taufscheines „zum Behuf wegen Nachweisung ihrer Verwandtschaft
mit Erzbischof Boll"94 bat. Das scheint ihr nichts genützt zu haben,
denn schon im folgenden Jahr holte das Stadtamt ein Vermögens- und Leumundszeugnis
in einer „U:S. gegen Anna Hauser wegen Diebstahls" ein.95 Die Lage des
Bildhauers Joseph Hauser muß verzweifelt gewesen sein. 1840 und 1841 notieren
die Stadtratsprotokolle „die zu Umkirch im Monat Juni statt gehabte Arretierung
der Jos: Hauserschen Ehefrau M.Anna geborne Boll wegen Umherziehens". Es entstanden
Untersuchungskosten „wegen losen Umherirrens der M. Anna Hauser",
und das Stadtamt ermittelte erneut „gegen die Ehefrau des Bildhauers Hauser dahier
wegen Diebstahl".96

Angesichts solcher Umstände dürfte der Tod für Joseph Hauser eine Erlösung
gewesen sein. Er starb „am 9. Mai 1842, morgens um halb 2 Uhr, dahier in dem
Krankenspital, wurde der Anatomie übergeben, und dann beerdiget den 14t Mai
Morgens um 7 Uhr."97 Dazu paßt, daß er während der letzten Dreißigerjahre in
den Freiburger Adreßkalendern nicht mehr als Bildhauer verzeichnet wird, eine
Feststellung, die ich nur so deuten kann, daß Joseph Hauser arbeitsunfähig geworden
war. Hatte er sich die damals bei Steinhauern weitverbreitete Lungenkrankheit
zugezogen? Wohl eines seiner letzten Werke dürfte der am Sockel mit „Jos.
Hauser" signierte Grabstein des Dominik Krauss 1834), ein flacher Obelisk mit
Blumenkranz, im Alten Friedhof Freiburgs gewesen sein.98

91 Stadtarchiv Freiburg, RP 412 Gemeinderaths Einreichungs Protokoll 1833, o. S., EN 2808.

92 Stadtarchiv Freiburg, RP 415 GEPr. 1834, o. S., EN 3469 und 4093.

93 Stadtarchiv Freiburg, RP 419 GEPr. 1836, o. S., Nr. 707, 2436, 3417 und 3658.

u Bernhard Boll, geboren in Stuttgart, leitete von 1827 bis 1836 als erster Oberhirte das neue Erzbistum
Freiburg. Vgl. Wilhelm Burger, Das Erzbistum Freiburg in Vergangenheit und Gegenwart, Verlag Herder
Freiburg/1927, S. 32.

93 Stadtarchiv Freiburg, RP GEPr. 1837, o. S., Nr. 1434, 4780 und 5117.

96 Stadtarchiv Freiburg, RP 427 GEPr. 1840, o. S., Nr. 3915 und Nr. 5370 sowie RP 428 GEPr. 1841,
Nr. 179.

97 Generallandesarchiv Karlsruhe, 390/1547, Stadt Freiburg, Pfarrei St. Martin, Standesbücher 1838 1844,
Sterbebuch 1842, Act: 76, S. 490.

9S Mitteilung von Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach.

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