Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 216
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0222
sehen lassen. Das in unserer Zeit leider oft mißachtete Wort Erfurcht ist beim Umfunktionieren
der Räume für den jetzigen Nutzungszweck getreulich beachtet worden
. Dafür verdienen alle Beteiligten, nicht zuletzt der Rat der Stadt für seine Bewilligungen
, aufrichtigen Dank. Die Umwandlung des Kornhauses in das neue
große Rathaus ordnet sich in die althergebrachte Tradition dieses stolzen Bürgerbaues
würdig ein.

Die zwei Obergeschosse und das Dachgeschoß sind für Verwaltungsbüros eingerichtet
, wobei die Bauelemente (Säulen, Gebälk usw.) im alten Zustand erhalten
und sichtbar blieben. Im nördlichen Teil des Hauses wurde eine neue, durchgehende
Wendeltreppe angelegt, die sowohl vom Eingang des Erdgeschosses (Nordseite) als
auch vom Zugang im ersten Obergeschoß (Westseite) erreichbar ist. Deswegen mußte
auch die große Halle zur ebenen Erde auf eine Länge von 15 m verkürzt werden,
so daß eine der vier Säulen sich jetzt im Vorraum befindet. Beim Betreten des Raumes
ist diese Säule aber ein repräsentativer Blickpunkt und zugleich eine gute Komponente
zu den notwendig gewordenen neuen Bauteilen, zu den Glastüren und zu
dem lichtdurchlässigen Treppenhaus.

Zusammenfassung

Ausgehend von der hundert Jahre alten Zeichnung, die der 6. Jahresband des
Schau-ins-Land im Jahre 1879 veröffentlicht hat, haben wir in Wort und Bild die
Kornhalle von Endingen aus dem Jahre 1617 betrachtet. Die angestellten Vergleiche
mit dem Kornhaus in Freiburg und, wegen der künstlerischen Gestaltung, mit
der Vorhalle des Freiburger Münsters, haben uns gezeigt, wie ein verhältnismäßig
kleines Gemeinwesen in alten und neuen Zeiten zweckdienliche Bauten errichten
oder erhalten kann, ohne die historisch-künstlerischen Werte zu vergessen. Die
Kornhalle auf dem Marktplatz in Endingen kann man geradezu als Gesicht dieser
alten, ehemals freien Reichsstadt betrachten. Wie das in Stein gehauene Stadtwappen
über dem nördlichen Doppelportal zeigt, und wie es über dem Eingang zum
alten Rathaus (1527) und aus dem Allianzwappen am Stadttor (1581) zu sehen
ist, wurden diese markantesten historischen Profanbauten in der Zeit errichtet, wo
Endingen zu Vorderösterreich gehörte. Wer Endingen kennt darf wohl sagen, daß
nicht nur auf dem Marktplatz das alte überkommene Pflaster geblieben ist. Endingen
fühlt sich, trotz allen Stürmen der Zeit, der Tradition zur Erhaltung der Baudenkmale
wie der alten Bräuche verpflichtet, und ist doch aufgeschlossen für den
Wandel und das Neue. Wie man sagt, daß im Laufe der Zeit viel Wasser den Rhein
hinunter läuft, so werden gewiß manche Wünsche die breite Treppe - sie heißt in
Endingen noch „Langi Stege" - hinauf und hinunter getragen. Sie im Interesse der
Bürger zu erfüllen, wird, wie in früheren Jahrhunderten, keine leichte Aufgabe für
Rat und Verwaltung sein. Es werden, um mit einem Beispiel zu sprechen, manch
harte Steine behauen werden müssen, bis die Kunst des Möglichen Gestalt angenommen
hat und ein gültiges „Steinmetzzeichen" verdient.

Wenn das Laubenmännli erzählen könnte, was sich in den mehr als 350 Jahren
seiner Existenz in dem von ihm überschaubaren Bereich alles ereignet hat, es hätte

216


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0222