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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 228
(PDF, 57 MB)
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kend, der für eine Frau ungewöhnlich muskulöse Hals erinnern aber auch an andere
Werke des Hans Wydyz: an die Maria des Schnewlin-Altars im Freiburger
Münster (um 1514/16),44 an den Kopf der Madonna des Freiburger Dreikönigsaltars45
(1505), auch an die Maria der Ehrenstetter Anna selbdritt aus der Wydyz-
Nachfolge.46 Beide Heiligenfiguren des Holzschnitts tragen - ihrem Stand angemessen
- Frauenhauben, statt ihr Haar in lockiger Fülle zu zeigen wie die geschilderten
Holzplastiken, doch die schneckenförmigen, seitlichen Wülste der Haube
Annas weisen die gleichen Konturen auf wie beispielsweise das Haupthaar der
Madonna des Dreikönigsaltars.

Doch trotz vieler gemeinsamer Züge, die sich in der Komposition sowohl der
Adelhauser Muttergottes wie unserer Anna selbdritt finden, wird man andererseits
auch Unterschiede feststellen, die sich aus der verschiedenen Entstehungszeit beider
Kunstwerke erklären lassen. Sind beispielsweise im Gewand des um 1500 angesetzten
Adelhauser Frühwerks die Faltenbrüche zwischen den langen, straffen Mantelbahnen
noch scharf geknickt, relativ großflächig und mit gewisser Regelmäßigkeit
gestaltet, so lösen sie sich bei der Annenfigur unseres nach 1515 zu datierenden
Holzschnitts zu einer Vielzahl krauser und strudelnder Kleinteilchen auf, wie sie
typisch für den Spätstil des Wydyz werden. Ähnliche Formen zeigen die Gewänder
der Madonnen des Schnewlinaltars und der Predella des Hochaltars im Freiburger
Münster,47 die ebenfalls um 1514/16 bzw. um 1513/17 entstanden sein müssen.
Übrigens scheint die komplizierte Faltengebung am Mantel des vor dem Jesuskind
knieenden Königs in der Predella - nach einem Dürerschen Holzschnitt aus dem
Marienleben (B. 87) kopiert - die Ärmelbildung bei unserer Klara beeinflußt zu
haben.

Wenn man nun unter den vergleichbaren Annenplastiken Süddeutschlands, die
sich zahlreich abgebildet finden,48 nach Abhängigkeiten sucht, dann scheint es, daß
unter allen die Anna selbdritt von Oberemmel (jetzt im Bischöflichen Museum von
Trier) aus dem Kreis der Trierer Gerhaert-Nachfolge49 ihr vom Typ her am nächsten
steht. Beide Figuren mögen auf eine für uns heute verlorene Vorlage zurückgehen
. Auffallend ist die Verwandtschaft in Haltung und Bewegung der Kinder,
in der Gewandbildung bei der kindhaften Maria. Mit der stützenden Hand schiebt
die Mutter das Kleidchen über dem Knie Marias in beiden Darstellungen zur gleichen
Falte zusammen. Führt uns dieser Vergleich zurück in die oberrheinische
Kunstlandschaft, die beide Werke hervorbrachte, so brechen bei den Kindern des
Holzschnitts andererseits auch wieder individuelle Züge Wydyzscher Gestalten
durch. Sehen wir von der Arm- und Handhaltung der Anna ab, die der Schlußsteinmadonna
des Freiburger Münsters50 abgeguckt scheinen, dann wird besonders
in der Gesichtsbildung der jungen Maria die Ähnlichkeit mit anderen Gestalten des
Künstlers deutlich. Die gleiche gerade, hohe Stirn finden wir beim Kenzinger Johannes
Ev.51, bei der Eva aus der Sammlung Amerbach im Basler Historischen Museum52
und der Maria aus dem Relief mit der reizvollen Verkündigungsszene,53
vermutlich einem Frühwerk von Wydyz (jetzt im Museo Nazionale in Florenz,
Bargello, Sammlung Carrand). Die Gemeinsamkeiten, die sie im Aussehen mit
letzterer teilt, sind m. E. frappant. Auch im Jesuskind ist die Handschrift des Bildschnitzers
nicht zu verkennen. Hier versucht der Holzschnitt sogar die charakteri-

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