Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 244
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gelegt wurde. Dieses Mal mit mehr Erfolg. Am 19. 12. 1767 verfügte Kaiserin Maria
Theresia die Einsetzung einer Kommission, welche die Errichtung eines akademischen
Krankenhauses beraten sollte. In einer weiteren, typisch absolutistischen
Verordnung (vom 26. 12. 1767) verlautete vom Hof in Wien, daß „wichtig ist für
die Studenten der Medizin die praktische Unterweisung am Krankenbett". Die genannte
Kommission nahm sofort ihre Arbeit auf, mußte jedoch in den kommenden
Jahren mit erheblichen Schwierigkeiten kämpfen. Im Jahre 1773 forderte die vorderösterreichische
Regierung ein Gutachten an, das auch bald vorgelegt wurde.

Inzwischen hatte die Medizinische Fakultät mit Instruktion vom 19. 1. 1768 zu
den bisherigen vier Kanzeln eine fünfte für Chirurgie und Hebammenkunst eingerichtet
. Auf diese Kanzel wurde am 1.11. 1768 Franz Karl Anton Gebhard18 berufen
. Er las im „Auditorium anatomicum et chirurgicum" in der „alten Universität
". Im gleichen Jahr (1768) wird mit Gründung der chirurgischen und geburtshilflichen
Kanzel eine Chirurgische und Geburtshilfliche Instrumentensammlung
angelegt, die ihren Ort bis wahrscheinlich 1844 in der alten Universität behielt.
Erst danach wurde sie in die Chirurgische Klinik verlegt.19

Nachdem Gebhard 1773 den Lehrstuhl für Anatomie übernommen hatte, wurde
am 7. 12. 1773 Matthäus Mederer Professor für Chirurgie und Geburtskunde.20
(Universitäts-Matrikel: Matthaeus Mederer . . . vindobonensis artis obstetriciae
et chirurgiae D. et Prof. - 7. 12. 1773). Im Vorlesungsverzeichnis des Jahres 1774
wird von „15 bis 16 Uhr: Ars obstetr. a. mense Nove. ad finem Febr. Mederer."
angekündigt. Er las im „Auditorium physicum" der alten Universität. Im Jahre
1791 erscheint seine „Hebarzney - Geschichte und Kunst im Grundrisse".

Die Universität des vorderösterreichischen Freiburgs war eine Tochter der Universität
Wien. Die von der Wiener Schule eingeführte Reform des medizinischen
Unterrichtes wurde auch für Freiburg verbindlich. Die Freiburger Universität gehörte
zu den ersten in Deutschland, an der klinischer Unterricht am Krankenbett
erteilt wurde. Seit etwa 1738 wurden im Spital in der Gerberau die bettlägerigen
Kranken regelmäßig von Strobel, Baader und Schill behandelt und den Studenten
demonstriert. Wie schon beschrieben, war das Spital längst zu klein geworden. Die
endgültige Verlegung des Spitals von der Gerberau in die Herrenstraße verzögerte
sich von Jahr zu Jahr, bis Schill selbst die Initiative ergriff. Unter dem Datum vom
14. 6. 1780 berichtete erster Regierung, daß er am 8. 6. auf eigene Faust (mit Unterstützung
zweier Soldaten) umgezogen sei. Der Umzug habe von 7 bis 10 Uhr
gedauert, die Kranken hätten um 11 Uhr bereits ihr Mittagsmahl eingenommen.
Stadt und Regierung sind zwar empört über so viel Eigenmächtigkeit, trotzdem
erhält Schill die Oberaufsicht über das Nosocomium und wird somit erster Direktor
des Freiburger klinischen Hospitals. Die Bedeutung dieses Vorgangs liegt in
folgendem: Seit Jahrhunderten waren die Studenten gelegentlich eines Krankenbesuches
in der Privatwohnung oder in der Krankenstube eines Spitals unterrichtet
worden, jetzt war ein klinischer Unterricht in einem zentralen akademischen Krankenhaus
möglich. In der Alten Sapienz konnten etwa 26 Kranke untergebracht werden
. Langsam beginnt sich der Geburtshilfliche Unterricht in Theorie und Praxis zu
konsolidieren. Schließlich verfügte ein Zirkular vom 19. 5. 1785, daß kein Wundarzt
bestellt werden darf, der nicht auch die Geburtshilfe gelernt habe. Dies könne

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