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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 249
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0255
wurde. In einem Erlaß des Innenministeriums in Karlsruhe wird dem Großherzoglichen
Bezirksamt (Villingen) aufgetragen „die betreffenden Hebammen des ferneren
Gebrauchs derselben (Gebärstuhle) streng zu untersagen, und die Beseitigung
respektive Vernichtung der vorhandenen Geburtsstühle zu veranlassen".32

Als Nachfolger Schwörers wurde Otto Spiegelberg33 am 8. 3. 1861 auf den Lehrstuhl
für Geburtshilfe berufen. Von ihm ist eine wissenschaftliche These bekannt,
die im Zusammenhang seiner Zeit gesehen werden muß: Der Tatsache des Pueperal-
fiebers stand man ohnmächtig gegenüber. Zwar hatte 1847 der Budapester Gynäkologe
Ignaz Philipp Semmelweis die These aufgestellt, das Pueperalfieber beruhe
auf einer Infektion, die man vermeiden könne, indem man die infektiösen Stoffe
durch gründliches Waschen der Hände mit Chlorwasser unschädlich gemacht werden
. Otto Spiegelberg wandte sich gegen diese Auffassung. Er lehrte, daß ein „Spital
-Miasma", ein deletärer Stoff in der Luft das Kindbettfieber verursache. Diese
These wurde über Jahre vertreten. Erst Alfred Hegar bekannte sich öffentlich zu
Semmelweis.

Die Geburtshilfe befand sich in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts noch im
Akademischen Krankenhaus in der Albertstraße. Wegen der bereits genannten Unzulänglichkeiten
wurden jedoch bald die ersten Überlegungen zu einem eigenen
Hause angestellt. Otto Spiegelberg stellte 1862 einen Antrag auf Errichtung einer
speziellen Klinik für Geburtshilfe. Dieser Antrag blieb ohne Erfolg. Erst dem rastlosen
Bemühen seines Nachfolgers sollte der Erfolg beschieden sein. Es war Alfred
Hegar.34 Mit 34 Jahren übernahm er 1864 den Freiburger Lehrstuhl. In einer Verfügung
des Innenministeriums vom 3. 8. 1864 heißt es: „Seine königliche Hohheit
der Großherzog habe sich mittels höchster Entschließung aus Großherzoglichem
Staatsministerium vom 1. d. M. . . . gnädigst bewogen gefunden den praktischen
Arzt Adolf (!) Hegar in Darmstadt unter Verbilligung einer vom Tage des Dienstantrittes
beginnenden jährlichen Besoldung von 1200 fl. . . . eines Funktionsgehaltes
von jährlich 300 fl. .. . zum ordentlichen Professor an der Medizinischen Fakultät
der Universität Freiburg und zum Direktor der Entbindungsanstalt daselbst,
sowie zum Kreisoberhebearzt und Hebammenlehrer zu ernennen". Im Jahre 1866
wurde - ebenfalls in der Albertstraße - der Bau einer Frauenklinik begonnen, 1868
konnte sie eingeweiht werden. Die Bedeutung dieses Vorgangs liegt darin, daß eine
früher im wesentlichen geburtshilfliche Klinik jetzt zur Frauenklinik wurde und
somit Geburtshilfe und Frauenheilkunde umfaßte. Dieser Vorgang muß im Zusammenhang
gesehen werden mit der Entwicklung der chirurgischen Operationstechnik
wie auch mit der Zunahme der Erkenntnisse auf dem physiologischen Gebiet
.

So veröffentlichte Hegar z. B. 1877 mehrere Arbeiten über die Abhängigkeit der
Monatsblutung von funktionstüchtigen Eierstöcken. In einer Arbeit aus dem Jahre
1880 wurde erstmalig über Instrumente berichtet, die unter der Bezeichnung „He-
gar-Stifte" noch heute in Gebrauch sind. Hegar schuf mit anderen die Grundlagen
der gynäkologischen Diagnostik und der operativen Gynäkologie. Für die Bindung
der beiden Fächer Geburtshilfe und Frauenheilkunde zu einer Disziplin hat er Entscheidendes
geleistet. Mit Hegar hat deshalb die Gynäkologie in Deutschland Anschluß
gefunden an die bis dahin führende englische Frauenheilkunde.

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