Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 263
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0269
Dem Weinungeid kommt im Rahmen der Gesamteinnahmen erhebliches Gewicht
zu; was die Angaben darüber hinaus interessant macht, sind die zahlreichen
Details, die in die Einnahmebücher eingehen. Die Aufstellungen sind jeweils in vier
Teile gegliedert: a) Wirte, b) Weinschenken, c) „Umbgeltt von der Gmeindt", d)
Summe.

Rückläufig ist sowohl die Zahl der Wirte - 17 (I, II), 15 (III), 12 (IV) - als auch
die Menge des von diesen ausgeschenkten Weins: 2281 Saum40 (I), 2134 (II), 921
(III), 316 Saum (IV). Demgegenüber geht der Ausschank in Weinschenken weniger
stark zurück: 918 (I), 1017 (II), 363 (III), 268 Saum (IV); die Zahl der Weinschenken
nimmt sogar leicht zu: 4 (I, II), 7 (III), 5 (IV). Der unterschiedlich rückläufige
Verbrauch läßt sich vielleicht mit der Verarmung der Bevölkerung erklären
: Ein Glas Wein in einer Weinschenke kann man sich auch dann noch leisten,
wenn die Mittel zu einer Mahlzeit in einer Wirtschaft nicht mehr reichen.

Die von den einzelnen Wirten ausgeschenkten Mengen schwanken erheblich, zwischen
6 und 211 (II) bzw. 0 und 105 Saum (IV). Der „Bären" - um ein noch heute
in Freiburg angesehenes Gasthaus zu nennen - liegt mit der ausgeschenkten Weinmenge
jeweils im oberen Drittel aller Freiburger Wirte: 148 Saum 17 Viertel (I),
167 Saum 12 Viertel (II)4°a, 80 Saum 15 Viertel (III), 72 Saum 6 Viertel (IV).
Trotz schwerer Not und Kriegsschäden und bei einer wesentlich kleineren Freiburger
Bevölkerung wurde im Kriegsjahr 1647/48 also in diesem Haus noch immer
fast die Hälfte der Weinmenge des Friedensjahres 1584/85 ausgeschenkt!

Zwar war der Weinverbrauch rückläufig (I: 4143 Saum 12 Viertel; III: 1371
Saum 8 Viertel), doch die Abgaben stiegen erheblich, und zwar von 1605 Pfund
(I) auf 4007 Pfund (III). Die Bedeutung des Weinungeides lag unter fiskalischem
Gesichtspunkt gerade darin, daß es einen gleitenden Steuersatz erlaubte, den der
Rat je nach Bedarf ändern konnte. Geht man von den in den Gesamteinnahmen
genannten Zahlen aus, so hätte sich die Belastung mit Ungeld erhöht von 0,65 (I)
auf 4,9 (III) Gulden pro Saum. Andererseits scheint die Belastung nicht jene kritische
Grenze erreicht zu haben, bei der die Einnahmen zurückgehen. Auffällig ist in
diesem Zusammenhang auch, daß die Bevölkerung offensichtlich nicht auf das billigere
Bier auswich: 1647/48 wurde Ungeld erhoben von 675 Saum 15 Viertel Wein,
aber nur von 9 Saum 17 Viertel Bier. Insgesamt war in diesem Jahr der Weinverbrauch
, verglichen mit dem Friedensjahr 1584/85 auf 16,3 % zurückgegangen. Andererseits
machen die Einnahmen, die die Stadt in diesem Krisenjahr an Ungeld
für Wein und Bier erzielt, 20,8 % der Gesamteinnahmen aus, zusammen mit den
gemeinen Zöllen, d. h. vor allem dem Brot- und Kornzoll (s. o. E 2), bedeutet das
fast ein Drittel aller Einnahmen!

Anhand der Angaben läßt sich der Mindestverbrauch an Wein pro Kopf der
Bevölkerung schätzen - Mindestverbrauch deshalb, weil sich der Konsum in den
Privathäusern nicht ermitteln läßt. Geht man von dem Jahr mit dem höchsten
Weinverbrauch aus (I) und bezieht die ausgeschenkte Menge auf die Zahl der Einwohner
(für dieses Jahr mit etwa 8000 geschätzt), so ergibt sich, daß die Freiburger
Wirte und Weinschenken 1584/85 pro Kopf der Bevölkerung etwa 60 1 Wein ausgeschenkt
haben; dieser Wert entspricht denen, die Rosen für Basel und. Schreiber
für das Freiburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts angeben.41

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