Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 276
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0282
Zuletzt werden den Forderungen der Stadt ihre Schulden gegenübergestellt. Dazu
heißt es einmal (1553): „So ist man dem gemeinen gut uff disen tag noch an gewissen
und ungewissen schulden schuldig 2831/1/5. Dorgegen ist das gemein gut
schuldig an Zinsen so verfallen und unbezahlt ußstond thut 817/13/1." Mit „ungewissen
Schulden" könnten alte Forderungen gemeint sein, bei denen kaum noch
Aussichten bestehen, sie jemals einzubringen. Der zweite Satz weist darauf hin,
daß in diesen Posten nicht die Summe des von der Stadt aufgenommenen Hauptgutes
eingeht. In den untersuchten Haushaltsjahren waren die Forderungen zweimal
erheblich höher als die Schulden (I: 9858/18/9,5 bzw. 1060/12/1,5; II: 8691/
-12 bzw. 1629/17/9; III: keine Angabe); zu Ende;des Dreißigjährigen Krieges hat
sich das Verhältnis umgekehrt: Forderungen der Stadt in Höhe von 7362/4/5 stehen
Schulden von 18729/3/2 gegenüber (IV)!

Uberblickt man die vier untersuchten Haushaltsjahre, so fallen einige Eigentümlichkeiten
auf:

1) Das Haushaltsvolumen schwankt sehr stark.

2) Ausgaben, die im Haushalt heutiger Städte erheblich zu Buche schlagen, fehlen
fast völlig: Der Bildungsbereich sowie der Sozialbereich einschließlich'des Gesundheitswesens
. In Rechnungen aus anderen als den hier vorgestellten Jahren finden
sich zwar Hinweise auf Almosen,72 Gehälter für den Schulmeister oder die
Hebammen, doch gemessen an den Gesamtausgaben hatten diese Summen kein
Gewicht. Für das Spital und die Unterhaltung des Münsters, um nur zwei Beispiele
zu nennen, kamen Stiftungen auf, die zwar von der Stadt kontrolliert wurden,
doch über eigenes Vermögen und einen eigenen Haushalt verfügten.73

3) Unzulänglichkeiten und Mängel im städtischen Finanzwesen werden häufig
mit dem Fehlen eines Haushaltsvoranschlages erklärt.74 Ich möchte dem Haushaltsvoranschlag
in dieser Zeit kein allzu großes Gewicht beimessen: Die Zahl der Einnahme
- und Ausgabeposten war zu überblicken; Einnahmen und Ausgaben waren,
z. T. mit festen Terminen, über das Jahr verteilt; die Verantwortlichen wußten
also, welche Belastungen normalerweise zu welchem Zeitpunkt auf den städtischen
Haushalt zukamen. Für außergewöhnliche Fälle erlaubte die Kreditaufnahme
größte Flexibilität. Schließlich begegnet schon 1634, lange vor dem von Auer genannten
Termin eine „Uberschlagung was das gmein gut Jerlich an gelt fallen hat"
(Steuern, Weinungeid usf.) bzw. „Uberschlagung was das gmein gut Jerlich wider
an gelt ußgibt" (Zinsen, Löhne usf.).

4) Die meisten Jahre schließen mit einem erheblichen EinnahmeüBerschuß ab.
Dieser brachte nicht nur Vorteile (Liquidität, Reserve für den Fall von Krieg, drohender
Hungersnot, aber auch für Gelegenheiten zum Erwerb von Rechten, Herrschaften75
), sondern auch Nachteile mit sich: Volle Kassen bedeuteten für Freund
und Feind eine Versuchung. Zudem war zu befürchten, daß bei häufigen Kassenüberschüssen
nicht mit der gebotenen Sparsamkeit gewirtschaftet wurde. Schließlich
ist zu fragen, ob im Falle regelmäßiger erheblicher Uberschüsse die Abgaben
der Bürger an Steuern, Gebühren u. ä. nicht zu hoch angesetzt waren.

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