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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 323
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0329
kommen auf dem Kandel zu sorgen. Immer aber stellten sich der Verwirklichung Schwierigkeiten
in den Weg. Um endlich das Ziel zu erreichen, hat sich nun im vorigen Jahre dahier ein >Kandel
verein< gebildet, dessen Mitgliederzahl in stetem Wachsen begriffen ist. Es soll auf städtischem
Grund und Boden ein Rasthaus nach dem Muster des erweiterten Beichenhauses gebaut werden.
Der Platz ist auf der nördlichen Abdachung des Kandelkopfs am Anfang des sogenannten Kuhlochs
in Aussicht genommen, wo das Gebäude neben schöner Aussicht vor den Winden sehr gut geschützt
ist, und die Entfernung bis zur Höhe nur wenige Minuten beträgt.

Wie bis jetzt bekannt geworden, wird das Projekt allerseits sehr günstig aufgenommen und
kann sowohl bei der Stadt Waldkirch, als auch beim Schwarzwaldverein auf tunlichste Unter
Stützung hoffen. Nicht minder glauben wir, keine Fehlbitte zu tun, wenn wir an Großherzogliche
Domänendirektion das ergebenste Ansuchen stellen, unser Unternehmen gleichfalls zu fördern.

Nach dem Entwurf soll das Rasthaus aus Holz mit Steinsockel hergestellt werden. Es erhält
Blockwände, Schindelverkleidung und ebensolche Bedachung. Der Kostenersparnis wegen emp
fiehlt es sich, das zu dem Bau erforderliche Holz (etwa 125 130 Kubikmeter) auf der Höhe selbst
zu erwerben und verarbeiten zu lassen.

Wir möchten nun bitten, das erforderliche Holzquantum uns aus den Domänenwaldungen am
Kandel abzugeben und zwar entweder ganz oder teilweise unentgeltlich, oder aber, wenn dies untunlich
sein sollte, zu einem ganz geringen Anschlag. Wir glauben uns der Hoffnung hingeben zu
dürfen, bei den Großherzoglichen Staatsbehörden auch zu unserem gemeinnützigen Unternehmen
die gleiche Beihilfe zu finden, die bei ähnlichen Anlässen früher gleichfalls nicht versagt wurde."

Die Domänendirektion leitete das Gesuch am 18. März 1883 an Oberförster
Kurtz zur Stellungnahme weiter. Dieser war allerdings in der vorgebrachten Form
nicht ganz mit dem Antrag von Oberamtmann von Theobald einverstanden. Aus
diesem Grunde antwortete er am 27. März 1883 folgendes:

„Der schlechte Zustand der Kandelwirtschaft veranlaßte vor etwa einundeinhalb Jahren die
fleißigsten Kandelbesucher Waldkirchs zusammenzutreten, um ein besseres Unterkommen auf dem
Kandel zu beschaffen. Aus diesem Kreis von Leuten wurde allmählich ein >Kandelverein<, der einen
Ausschuß und zu dessen Vorstand den hiesigen Amtsvorstand Oberamtmann von Theobald, der
sich für die Sache am lebhaftesten interessierte, erwählte.

In der Annahme, daß der Kandelwirt Würmle und seine Angehörigen sich auch in der Zukunft
keiner besseren Wirtschaftsführung befleißigen werden, beschloß der Verein gleich am Anfang, auf
dem städtischen Waidfeld eine neue Wirtschaft zu gründen. Die dazu nötigen Mittel hofft er durch
billige Erwerbung des nötigen Holzes aus den nächstgelegenen Domänenwaldungen, sowie durch
Holzschenkungen von Seiten der Privaten, durch schenkungsweise Geldzuschüsse vom Schwarz
waldverein und der städtischen Sparkasse von Waldkirch, durch die Jahresbeiträge der Vereins
mitglieder und endlich durch Geldaufnahme zu beschaffen. Um letztere zu ermöglichen, soll mit
der Herstellung des Gebäudes alsbald begonnen werden.

Da nun auf dem Kandel zwei Wirtschaften sich kaum rentieren werden, so machte der Unter
zeichnete dem Ausschuß, dessen Mitglied er ist, den Vorschlag, von der Erstellung einer zweiten
Wirtschaft abzusehen, dagegen die bestehende Wirtschaft in der Weise zu verbessern, daß das zu
derselben gehörige Speichergebäude vergrößert und in besseren Stand gesetzt werde. Der Unter
zeichnete machte hierbei noch darauf aufmerksam, daß der gegenwärtige Wirt bei der fleißigen Be
friedigung seines großen Durstes voraussichtlich keine lange Lebensdauer haben wird, und daß sich
mit dem Wechsel in der Person des Wirts auch die Verhältnisse in der Wirtschaft ändern werden.

Der genannte Vorschlag wurde angenommen, später aber wieder fallen gelassen, angeblich weil
das Speichergebäude zu klein für einen Umbau sei. Die betreffenden Herrn möchten wie es
scheint gar zu gern ein Beichenhaus auf dem Kandel haben und sich mit der Erbauung eines
solchen ein Denkmal gründen. Wie jedoch, beziehungsweise womit die Herstellungskosten zurück
gezahlt werden sollen, daran scheint man in Waldkirch nicht denken zu wollen, obwohl sich jeder
sagen muß, daß eine zweite Wirtschaft auf dem Kandel einen geringen Ertrag abwerfen wird, und
daß die meisten Besucher des Kandels das sind die Bewohner der umliegenden Ortschaften und
die in den benachbarten Waldungen beschäftigten Holzhauer nur in der älteren Wirtschaft ver
kehren werden.

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