Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 336
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0342
Straße Titisee-Schluchsee-St. Blasien zu bleiben" und sie nicht in ein „wenig belebtes
und belebungsfähiges Seitental" zu leiten.35 Im Einzugsbereich von Linie I befänden
sich zudem mehr Ortschaften, also mehr Menschen.36

Die Bernauer kämpften auf verlorenem Posten, aber unverdrossen, unter anderem
mit graphisch kostbar gestalteten gedruckten Petitionen an Landtag und Regierung
. 1912 schließlich, als die Entscheidung für Linie I endgültig gefallen war,
ließen sie den Maler Professor Dr. Hans Thoma,37 den berühmten Sohn ihrer
Gemeinde, vor der Ersten Kammer auftreten, um wenigstens eine Stichbahn St.
Blasien-Bernau38 herauszuholen. Hans Thoma entledigte sich dieser Pflicht, ohne
an ihren Erfolg zu glauben. Die Stichbahn hätte durch ganz St. Blasien hindurchgeführt
werden müssen, da der dortige Bahnhof am östlichen Ausgang der Stadt
geplant war. Dennoch ist seine Rede bemerkenswert.39 Seiner Zeit weit vorauseilend
, sprach er Probleme des Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes an, über
ein halbes Jahrhundert vor dem Schwarzwalderlaß:40

„Ich will nun gestehen, daß mir eine Bahn, die das Tal mit all seinen reichen
Terrainbildungen durchschneiden würde, nicht recht gefallen könnte, ich bin altmodisch
und der Meinung, daß es noch andere Werte zu schützen gibt als bloß Verkehrs
- und Geldwerte. Alles hat aber mindestens zwei Seiten, und bei den allgemeinen
Verkehrserleichterungen haben Gegenden, die abseits liegen, einen schweren
Stand. Und so hätte ich den Bernauern doch einen Bahnhof gewünscht, der ja an
das äußerste Ende des Tales gekommen wäre." Hans Thoma befürchtete Bevölkerungsabzug
aus Bernau und die Aufforstung der weitausgedehnten Weiden. Er
empfahl, Bernau als „Schwarzwaldschutzgebiet" zu erklären mitsamt seinen alten
Häusern, Weiden und Bächlein. Jede Industrie möge hier fernbleiben und niemand
solle den Wässerlein „ihre Freiheit nehmen und (sie) in das Sklavenjoch der Kanäle
hineinspannen".

Hans Thoma waren schon Wasserräder oder Fabrikturbinen ein Dorn im Auge.
Daß in den damals schon gedruckt vorliegenden Entwürfen zur Linie II41 gar der
Plan eines Stausees in Bernaus Nachbarschaft erörtert wurde, war ihm entgangen:
Die Menzenschwander Alb sollte oberhalb der Kluse bis zum Menzenschwander
Vorderdorf zurückgestaut werden. Die Bahnhöfe für Menzenschwand und Bernau
wären diesem bis heute nicht verwirklichten Projekt zuliebe auf hohe Dämme zu
liegen gekommen, in Bernau 66 Meter.

Die endgültige Entscheidung zum Bau der Bahn Titisee-Schluchsee-St. Blasien
fiel 1912, nachdem ein Gesetzentwurf der Regierung, von beiden Kammern gebilligt
, Rechtskraft erhalten hatte.42 Aufgrund dieses Gesetzes wurde 1926 gebaut.
Der Erste Weltkrieg erklärt die lange Pause. Die im Gesetzestext eingehend dargelegte
Planung, die mit geringen Änderungen43 realisiert wurde, nimmt in der Linienführung
Rücksicht auf die Möglichkeit eines Staus des Schluchsees um 30 Meter
.44 Sogar eine Stauhöhe von 50 Metern wurde angesprochen, aber als unreali-
stich bezeichnet.45 In den Entwürfen von 1908 wurde ein Seestau noch nicht erwähnt
, 1910 dagegen eine Anhebung des Wasserspiegels um 20 Meter.46 Wegen der
Staupläne fiel der Kostenanschlag höher aus: 1912 für Titisee-St. Blasien reine Baukosten
8 285 000 Mark.

336


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0342