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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 338
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0344
Eile vor der Reichsbahnzeit

Nach Kriegsende nahm die Republik Baden, Nachfolgerin des Großherzogtums,
den ansatzweise eingeleiteten Bahnbau sogleich auf, aus zwei Gründen: Einmal bot
er heimgekehrten Soldaten Arbeit, zum anderen stand das Ende der ländereigenen
Bahnen bevor, und man konnte sich ausrechnen, daß das Reich eher wirklich begonnene
Projekte zuendeführen würde als nur papierene. Bis zum Sommer 1919
wurde die Strecke Titisee-Seebrugg ausgesteckt. In aller Eile wurde auch der Geländeerwerb
beendet, in Schluchsee mit Entschädigungs- aber auch Enteignungsverfahren
im Mai 1919.57

Am 25. September 191958 wurden die Arbeiten für den Bahnbau vergeben an
die Firmen Lohr und Mötsch, Badische Baugesellschaft, Hess Heidelberg, Vatter
Mannheim, Rheinisch-Westfälische Bauindustrie, die im Frühjahr 1920 mit insgesamt
1150 Mann beginnen sollten. 370 Arbeiter waren schon im Herbst 1919 an
der Strecke eingesetzt. Ihre Unterbringung und Verpflegung bereitete Schwierigkeiten
: „Solange die Speiseeinrichtungen der Unternehmungen nicht im Gang sind,
müssen natürlich zuziehenden Arbeitern Lebensmittelkarten ausgefolgt werden.59
Dagegen sollte unbedingt verhindert werden, daß Arbeiter auf Dauer in Privathäusern
Unterkunft und insbesondere Verpflegung finden, weil dadurch die Versorgung
der einheimischen Bevölkerung ernstlich gefährdet würde. Das gesonderte
Wohnen und Essen liegt auch im Interesse der Bahnarbeiter, weil sie Lebensmittelzulagen
nur in ihren gemeinsamen Speiseanstalten erhalten können." Das Bezirksamt
bat darum, die polizeilichen An- und Abmeldungen der Arbeiter genau zu
prüfen und alle Unregelmäßigkeiten sofort zu melden. Da trotz aller Vorbeugung
Gewalttätigkeiten, unter anderem ausgelöst von der schwierigen Versorgungslage,
befürchtet wurden, lautet der letzte Satz: „Wegen Verstärkung der dortigen
(Schluchseer) Gendarmerie-Station ist das Nötige veranlaßt." Diese dürren Sätze
geben Einblick in die Probleme einer Überlandbaustelle und die besondere Situation
der Nachkriegszeit.

Das Werk machte 1920 gute Fortschritte. Die Strecke wurde auch weiter ausgesteckt
bis Häusern. Der Übergang der badischen Staatseisenbahnen in den Besitz
des Reiches im Frühjahr 192060 bewirkte zunächst keine Unterbrechung. Erst im
Herbst traten Stockungen auf. Von drohender Betriebseinstellung durch die Unternehmen
war sogar die Rede. Die Unternehmer wollten der beginnenden Inflation
wegen ihre Preise erhöhen, die Eisenbahndirektion (später Reichsbahndirektion)
Karlsruhe erklärte sich aber nur bereit, 90 Prozent der Lohnzuschläge, die im Mai
1920 tariflich festgesetzt worden waren, zu vergüten. Revolutionäres Gehabe -
etwa der Demobilmachungsausschüsse - wurde vom sozialdemokratisch geführten
Arbeitsministerium in Karlsruhe ausdrücklich abgelehnt: Es bestehe „keine gesetzliche
Handhabe, weder für die Demobilmachungsausschüsse, noch für andere staatliche
Organe, zur Weiterführung von Arbeiten, die von Unternehmern eingestellt
werden, etwa deren Geräte zu beschlagnahmen".61 Den Landesorganen der Demo-
bilmachung seien durch den Reichsarbeitsminister ohnedies inzwischen die allgemeinen
Ermächtigungen entzogen worden.

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