Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 346
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0352
ob man die bestehende Zentrale ausbauen sollte, oder ob man den zusätzlichen
Strombedarf aus dem inzwischen entstandenen Landesnetz beziehen sollte. Man
entschied sich für das letztere, und so wurde im Jahre 1912 erstmals Strom aus dem
Netz der damaligen Oberrheinischen Kraftwerks AG in Mülhausen bezogen. In
der weiteren Entwicklung wurde die eigene Stromerzeugung immer unbedeutender,
der Anteil des bezogenen Stromes am gesamten Umsatz immer größer. Schließlich
ging man im Jahre 1927 vollständig auf Fremdstrombezug über und schloß einen
Strombezugsvertrag mit der im Jahre 1921 entstandenen Badenwerk AG ab. Diese
Entscheidung war sicher richtig, denn seit dem Jahre 1927 bis heute hat sich der
Stromverbrauch der Stadt um das Dreißigfache erhöht, die Stadt hätte also nicht
nur ihre eigenen Erzeugungsanlagen entsprechend ausbauen müssen, sondern auch
erhebliche Aufwendungen gehabt, um bei Ausfall ihrer eigenen Erzeugung die notwendige
Reserveleistung aus dem Landesnetz zu erhalten. Die Frage einer eigenen
Stromerzeugung wurde auch in den Jahrzehnten nach 1945 wiederholt untersucht.
Die geringe Finanzkraft der Stadt machte es jedoch nicht möglich, Pläne für den
Bau eines eigenen Kraftwerkes zu verwirklichen. So blieb man beim Strombezug
aus dem Landesnetz. Erleichtert wurde diese Entscheidung dadurch, daß in den
vergangenen dreißig Jahren der Stromlieferant, die Badenwerk AG, Verständnis
für die Belange der Stadt zeigte. Dies äußerte sich nicht nur in den vertraglichen
Beziehungen, sondern auch in der technischen Zusammenarbeit bei den notwendigen
Investitionen, die durch den steigenden Strombezug der Stadt notwendig
wurden.

Das Landesnetz wurde in den vergangenen Jahrzehnten systematisch aufgebaut
und ausgebaut. Heute ist es ein weites, ganz Westeuropa umspannendes Verbundnetz
, das mit seinen Höchst- und Hochspannungsleitungen die Grenzen ununterbrochen
und ungehindert überschreitet. Wasserkraftwerke und Wärmekraftwerke
speisen in dieses komplizierte Gebilde ein und sorgen dafür, daß die elektrische
Energie jederzeit sicher und in genügender Menge zur Verfügung steht. Hinter diesem
vom Stromverbraucher als selbstverständlich betrachteten Zustand steht ein
weitverzweigtes und kompliziertes Steuerungs- und Überwachungssystem, das alle
Veränderungen registriert und alle Störungen rechtzeitig eingrenzt und beseitigt.

Als Freiburg am 21. April 1945 von den alliierten Truppen besetzt wurde, waren
alle Fernleitungen nach Freiburg durch die Kriegshandlungen unterbrochen.
Erst am 19. Mai 1945 konnte eine Fernleitung von Offenburg wieder soweit instandgesetzt
werden, daß eine ausreichende, wenn auch unsichere Versorgung der
Stadt gewährleistet war. Die vier Wochen zwischen dem 21. April und dem 19. Mai
waren jedoch für die Männer des Elektrizitätswerkes aufregende Tage. Die Besatzungstruppen
verlangten Strom, obwohl keiner da war. Die Aufgabe war nicht
einfach, denn die militärischen Dienststellen verstanden keinen Spaß, und wo das
fast Unmögliche nicht möglich gemacht wurde, stand sehr schnell der Vorwurf der
„Sabotage" im Raum. Man überlegte, was zu tun sei. In der Not griff man auf die
alte Dampfkraftanlage im Elektrizitätswerk, die man glücklicherweise noch nicht
abgebaut hatte, zurück. Die Kohlen hierfür wurden auf Anordnung der Militärregierung
den Lagervorräten des Gaswerks entnommen. Auch die Rhodiaseta erhielt
ein entsprechendes Kontingent und konnte mit ihrer eigenen Stromerzeugungs-

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