Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 366
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0372
wahrscheinlich für den Bau der jüngeren Burg im Nordteil des Plateaus verwendet
worden. Dafür gibt es nun freilich keine Beweise. Vor allem hat man sich zu fragen,
weshalb man eine neue Burg anlegte, wenn das bisherige Kastell bis dahin noch
immer benutzt werden konnte! Als Stütze für seine Annahme zieht nun Haselier
anscheinend die Nachricht zu 938 heran, wonach von einem „castellum" beziehungsweise
„Castrum" Brisach die Rede ist.8 Es handelt sich aber um Angaben des
italienischen Geschichtsschreibers Liutprand von Cremona, der die Vorgänge am
Oberrhein nur vom Hörensagen her kannte. Er legte natürlich die Verhältnisse in
Italien zugrunde; das Land jenseits der Alpen hat er nie betreten. Der Begriff
„castellum" hat im übrigen damals allgemein nicht mehr die Bedeutung einer römerzeitlichen
Anlage. Er ist vielmehr als Burg bzw. Befestigung aufzufassen. Wenn
ferner Thietmar von Merseburg von einer „civitas" Breisach zu berichten weiß, so
darf dies allein auch noch nicht auf eine Siedlung frühstädtischen Charakters gedeutet
werden.9 Denn dieses Wort wird bei dem genannten Chronisten immer in
der Bedeutung von burgartiger Befestigung angewandt. So sind also über die Art
und Lage der Breisacher Befestigungen aufgrund der schriftlichen Unterlagen für
das 10., 11., und 12. Jahrhundert keine sicheren Aussagen möglich. Darüber, daß
solche auf dem Breisachberg vorhanden waren, kann aber kein Zweifel bestehen.

Eine weitere Möglichkeit, um in das vorhandene Dunkel mehr Licht zu bringen,
sieht Haselier mit Recht im Vorhandensein einer Kirche mit dem Stephanspatrozi-
nium, die in der zu 1139 gefälschten, aber offenbar ein echtes Besitzverzeichnis enthaltenden
Basler Urkunde erstmals hervortritt.10 Aus Lehensansprüchen der Metzer
Kirche auf Güter in Ihringen, die freilich erst in einem Prozeß des Jahres 1379
deutlich werden, folgert er, daß das genannte Patrozinium auf karolingische Zeit
und auf Metz zurückgehen müsse.11 Daß es in Straßburg als Gründung des elsässi-
schen Herzogs ein Stephanskloster aus dem Beginn des 8. Jahrhunderts gab, wird
zwar in Betracht gezogen, aber dann zugunsten von Metz beiseite geschoben.12 Dabei
hatte doch dieses Straßburger Kloster bereits 845 nach einer freilich gefälschten,
aber wohl ebenfalls ein echtes Besitzverzeichnis enthaltenden Urkunde Kaiser Lothars
in Munzingen Güter, worauf sicher das Stephanspatrozinium der dortigen
Kirche zurückgeführt werden muß.13 Zu diesen Gütern gehörten auch Zinsen in
Niederimsingen. Angesichts der vermutlich teilweise noch auf etichonische Zeit zurückgehenden
Besitzes anderer elsässischer Klöster östlich des Rheins (Ebersmünster
in Burkheim und in Breisach!), scheint es uns daher viel wahrscheinlicher, hier
Zusammenhänge zu vermuten, als mit dem entfernteren Metz, zumal die Beziehungen
Breisachs zu Straßburg im hohen Mittelalter - worauf hier nicht näher einzugehen
ist - sehr enge waren.14 Ferner machen die jüngst erschienenen Forschungen
von Zotz die bereits von Büttner herausgestellten Verbindungen zwischen dem Elsaß
und dem Breisgau in dieser frühen Zeit sehr viel deutlicher als bisher.15 Der
Herrschaftsbereich der elsässischen Herzöge scheint damals noch bis an den Fuß der
Schwarzwaldberge gereicht zu haben. Allerdings dürfte das Stephanspatrozinium
mit Haselier tatsächlich chronologisch in spätmerovingische oder frühkarolingi-
sche Zeit zu setzen sein. Zu unterstreichen bleibt dabei ferner, daß die Kirche im
Bereich des ehemaligen spätrömischen Kastells ihren Platz gefunden hat. Wenn
nicht der unverständlicherweise vor einigen Jahren ohne jede archäologische Über-

366


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0372