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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 373
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0379
unmittelbar östlich der Pfalz und war über den als Burggraben dienenden Moderarm
mit ihr durch eine Brücke verbunden.52m Die Burg mitsamt dem Hof unterstanden
dem kaiserlichen Marschalk, der die Verpflegung und Unterbringung des
kaiserlichen Gefolges durchzuführen hatte.5211 Dieses Amt kam durch Verwandtschaft
später an die von Wasichenstein. Diese wiederum haben offenbar nicht ohne
Einwirkung Rudolfs von Habsburg einen Teil ihrer verschiedenen Güter im Pfalzbezirk
den Augustinern übergeben.520 Dieser Parallelfall bestärkt uns daher in unserer
Ansicht, daß auch in Breisach ähnliche Verhältnisse vorlagen, und daß das
Augustinerkloster auf dem Gelände des inzwischen zu Burggesässen der Burgleute
gewordenen ehemaligen Herrenhof seinen Platz fand. Denn hinter den Vorgängen
stand offenbar der König, der den Augustiner-Eremiten besonders gewogen war.52P

Zu beachten ist ferner die Tatsache, daß der alleinige Zugang zur eigentlichen
Hauptburg, wie noch die Zeichnungen Johann Jakob Arhardts deutlich werden
lassen, auffallenderweise nicht von Süden aus dem Raum der Stadt her erfolgte
, sondern daß dieser nur durch zwei hohe über ein Zwischenbollwerk führende
Brücken von Westen aus dem Raum des Augustinerklosters her möglich war.53
Dies scheint uns dafür zu sprechen, daß die „curtis" und Burg offenbar ursprünglich
einen zusammenhängenden Komplex bildeten, der sich wiederum in Burg und
Vorburg aufgliederte.53"1 Nur am Platz des ehemaligen, zu einer Vorburg mit Burggesässen
umgestalteten Burghofes konnte man daher noch den Augustinereremiten
ihre Niederlassung anweisen, denn alle übrigen Hof stellen auf dem Berg waren anscheinend
schon von den Kaufleuten in Besitz genommen worden. Das Kloster
hatte sich übrigens offenbar an dieser Stelle bereits vorhandenen Baulichkeiten
anzupassen. Die heute nicht mehr vorhandene gotische Klosterkirche wies nämlich
nach den vorhandenen Plänen in ihrer Achse nicht die übliche strenge Ausrichtung
nach Osten auf, sondern wich vielmehr davon erheblich nach Südosten
ab.54 Neben dem Kloster stand noch ein markanter Turm, der vielleicht ein Rest der
Befestigung der Vorburg gewesen sein dürfte. Bemerkenswert scheint uns ferner zu
sein, daß sowohl im Bereich der eigentlichen Burg, wie im Raum des späteren Augustinerklosters
je ein Brunnen nachzuweisen ist. Es dürfte sich also bei diesem um
ältere Anlagen handeln, welche die Bedeutung beider Plätze deutlich werden lassen
.55 Wenn das hier in kritischer Auseinandersetzung mit den Ausführungen Haseliers
gewonnene Bild zutreffen sollte, dann bildeten also der am Fuße des ursprünglich
einzigen Zuganges zum Breisachberg gelegene Ladeplatz und Rheinübergang
mit Salzhof, Zoll, Markt in Gestalt der heutigen Rheintorstraße, Burghof bzw.
Burg die Keimzelle des frühmittelalterlichen Breisach. Mit dieser Feststellung kommen
wir zwar zu im Endresultat in mancher Hinsicht ähnlichen Ergebnissen wie
Haselier. Aber die hier vorgetragene Argumentation entspricht den Quellenaussagen
mehr und erscheint uns daher beweiskräftiger.

Das Dargelegte macht wohl deutlich, daß gerade im Falle Breisach die topographisch
-historische Methode für die Erforschung der Stadtbildung von entscheidender
Bedeutung ist. Bereits ein Kenner der neueren Stadtgeschichte Breisachs, H.
Witte, hat 1887 festgestellt, daß „es eine Aufgabe für die Geschichtsvereine des
Breisgaus sei, die Topographie des alten Breisachs einmal genau zu entwerfen."56
Selbstverständlich muß eine jede Darstellung der Stadtgeschichte immer von neuem

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