Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 374
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auf solche Fragen zu sprechen kommen, und Haselier tut dies auch. Aber man muß
sich die Einzelantworten sehr mühsam aus dem chronologisch angeordneten Text
zusammensuchen, da diese Probleme nicht zusammenhängend behandelt und zu
einem vollständigen Bild zusammengefügt werden. Bezeichnend scheint es uns zu
sein, daß dem 1. Band wohl eine Michelin-Übersichtskarte beigegeben ist, welche
den Raum zwischen Basel und Straßburg, Gerardmer und Kirchzarten umfaßt. Ein
brauchbarer Stadtplan mit Grundstücksgrenzen, Höhenlinien usw. wurde aber offenbar
nicht für erforderlich erachtet. Gerade hier wäre dies aber ganz besonders
notwendig gewesen. Denn die heutige Oberstadt läßt nach der Zerstörung von 1793
den ursprünglichen Bestand nur noch in ganz groben Zügen erkennen. Dabei sind
wir im vorliegenden Falle sogar in der glücklichen Lage, daß der aus Breisach stammende
Rheinbauinspektor Wampe die gesamte Stadt 1798 genauestens vermessen
und auf einer sehr instruktiven, heute im Generallandesarchiv Karlsruhe befindlichen
Karte aufgenommen hat.57

Breisach gehört im übrigen zu denjenigen Städten, in denen topographische Probleme
besonders schwierig zu lösen sind. Dies hängt damit zusammen, daß sowohl
die Bezeichnungen für die Straßen, wie diejenigen für die Tore und Türme, ja sogar
für die einzelnen Häuser mehr oder weniger häufig wechselten. Beispielsweise
wurden die Tore ganz offenbar jeweils nach denjenigen Bürgern bezeichnet, die hier
für die Bewachung zuständig waren. Es sind daher Familiennamen wie Gutgesell,
Mugge, Pflegeler, Armbruster, Olier und andere gewesen, die den Anlaß für Bezeichnungen
wie Gutgesellentor, Muggensturm, Pflegelerstor, Armbrustertor, Oliers-
tor usw. abgegeben haben. Manchmal haben aber auch die Orte, die man durch das
betreffende Tor erreichte, vorübergehend Grund für deren Benennung gegeben,
weshalb das Gutgesellentor z. B. gelegentlich auch Üringer Tor heißt.58 Als Beispiel
für Schwankungen bei Straßennamen seien die heutige Richard-Müller-Straße angeführt
, die u. a. als Altgasse, Straßgasse, Alte Straßgasse und Landstraße bezeichnet
wird.59 Besonders wenn eine Schankgerechtigkeit von einem Haus auf ein anderes
verlegt wurde, scheint auch der Name der betreffenden Gastwirtschaft auf die
neue Stelle übertragen worden zu sein. Beispielsweise wurde der Name Salmen,
von dem Grundstück neben dem Kapftor auf eine Gebäude am Neutorplatz verlegt
.60 Durch diese hier nicht ausführlicher zu behandelnden schwierigen Probleme
sind in der bisherigen Forschung bezüglich der Topographie des alten Breisachs viele
Fehler und Unsicherheiten entstanden. Ihre Beseitigung hätte jahrelang Spezial-
forschungen erfordert, die in der wegen des anstehenden Jubiläums begrenzten Zeit
sicher nicht geleistet werden konnten. So wird man also bei topographischen Angaben
der Haselierschen Stadtgeschichte auch in Zukunft kritisch sein müssen.

Vermehrt werden diese Schwierigkeiten allerdings nun noch dadurch, daß Haselier
, wie bereits erwähnt, die im Hof Stättenverzeichnis von 1319 erscheinenden verschiedenen
„vici" noch immer als kleine nicht genauer definierte weilerartige Einzelsiedlungen
am Fuße des Breisachberges auffaßt.61 Dabei zeigt ein Blick in die
Urkundenbücher benachbarter Städte, wie Freiburg, Basel und Straßburg, daß
„vicus" zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Städten bereits eindeutig den Sinn von
Straße, Gasse oder Weg angenommen hatte. Auch das genannte Hof stättenverzeich-
nis läßt diesen Tatbestand für Breisach selbst deutlich werden, wenn z. B. der „vicus

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