Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 377
(PDF, 57 MB)
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ner sei vermerkt, daß nach der Germania Judaica die Breisacher Juden aufgrund
der erzwungenen Geständnisse 1349 verbrannt wurden.81 - W enn Haselier bedauert
, daß es nicht möglich sei, sich von der Verkehrsbedeutung des Rheines und
der Breisacher Rheinbrücke ein genaues Bild zu machen, dann sei dazu für das 15.
Jahrhundert auf die Stadteinnahmerechnungen der Jahre 1452, 1482, 1498 und
1539 verwiesen.82 Aus ihnen ergibt sich, daß der dortige Rheinzoll einen erheblich
geringeren Ertrag als der eigentliche Brückenzoll ausmacht. Die Auswertung dieser
und anderer Rechnungen hätte im übrigen eine genauere Vorstellung dessen zu geben
vermocht, was die heutige Forschung als die „wirtschaftliche und gesellschaftliche
Struktur" einer Stadt zu bezeichnen sich gewöhnt hat. Interessante Feststellungen
über die „Mentalität" der Bewohner der infolge der Zerstörung von 1793
zurückgebliebenen und durch die erneute Grenzlage verödeten Stadt macht Haselier
übrigens für die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts.83 In diesem Zusammenhang
wäre ein ausführlicherer Vergleich mit Lahr, Emmendingen, Müllheim und Lörrach
sicher sehr verlockend. Doch würde dieser nicht in eine Breisacher Stadtgeschichte
gehören.

Sehr eingehend hat sich Haselier mit der Reformationsgeschichte der Stadt beschäftigt
und hier auch viel neues Material beigebracht. Wenn er allerdings sagt,
daß „bei dem vollständigen Mangel an schriftlichen Quellen" nicht festzustellen
wäre, ob die Stadt die treibende Kraft für die Aufhebung und Zerstörung des Klosters
Marienau gewesen sei, so trifft dies nicht zu.84 Bereits am 23. April 1529 entschuldigte
sich die Stadt bei König Ferdinand wegen ihres Vorgehens, „das die ab-
rechnung durch keinen uffsatz, ungehorsam, noch der statt aigen nuotz zue guet
beschehen, ouch nit aus lutherischen oder ketzerischen glauben, sondern wegen wider
setzener praktikhen, das die rebellische Bauern ihren anschlag darauff gemacht,
massen man vielfältig gewarnet worden. Und man hab in eylender not, zue erlaubung
nit anders ausrichten mögen, sondern es zu errettung Ihrer königlichen Majestät
statt und der statt leibs und guot zu erhalten abbrochen." 85 Im Kloster seien
nur noch 8 Klosterjungfrauen gewesen, denn die anderen seien „aus lutherischem
Wesen abgetretten". Aus dem Areal des Klosters habe man einen Gottesacker gemacht
und darauf eine Kapelle zur Abhaltung von Messen errichtet. Auf die weiteren
sehr interessanten Einblicke, welche diese Quelle zur Reformationsgeschichte in
Breisach bietet, kann hier leider nicht weiter eingegangen werden.

Es muß die Aufgabe jeder Besprechung sein, sich in weiterführender Weise mit
dem betreffenden Werk kritisch oder ergänzend auseinanderzusetzen. Wenn dies
auch im vorliegenden Falle vorwiegend mit Bezug auf wichtige Einzelprobleme
der mittelalterlichen Geschichte Breisachs geschehen ist, so könnte hierdurch ein
nicht beabsichtigter Eindruck beim Leser dieser Zeilen hervorgerufen werden. Es
soll daher abschließend betont werden, daß in der Geschichte der Stadt Breisach
neben bekannten Fakten eine Fülle neuen Materials geboten wird. Daher bedeuten
diese beiden Bände vom Standpunkt der Landesgeschichte aus gegenüber den vorliegenden
älteren Werken einen wesentlichen Fortschritt. An den nicht historisch
gebildeten Leser werden allerdings sehr erhebliche Anforderungen gestellt. Eine
sehr viel stärkere Komprimierung des Stoffes, Weglassung aller nicht unbedingt
zum Verständnis notwendigen Abschweifungen und Erläuterungen sowie die Zu-

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