http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0421
Hans Liermann, Erlebte Rechtsgeschichte. (Schriften des Zentralinstituts für fränkische
Landeskunde und allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürn-
berg, Band 15) Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1976. 205 S.
Eine Besprechung dieser - leider posthum erschienenen - Selbstbiographie des am 22. 2.
1976 verstorbenen Erlanger Rechtshistorikers und Kirchenrechtlers D. theol. h. c. Dr. jur.
Hans Liermann an dieser Stelle rechtfertigt sich nicht allein durch den hohen Gehalt des
von lehrreichen, interessanten und oftmals amüsanten Beobachtungen oder Mitteilungen geradezu
überquellenden Buches, sondern vor allem auch durch seine besonderen Bezüge auf
Freiburg, den Breisgau, Baden und die Lande am Oberrhein überhaupt. Hat doch der
durch seine wissenschaftlichen Leistungen wie durch Charakter werte gleichermaßen hervorragende
Verfasser einen großen Teil seines Lebens - bis zu der 1929 erfolgten Berufung
nach Erlangen - in Freiburg und im badischen Oberland verbracht, die ihm auf Grund der
Herkunft seiner Familie und durch eigene Wahl „zur echten Heimat" geworden sind, ob-
schon er 1893 in Frankfurt geboren und daselbst sowie in Dessau als Sohn eines Chefarzts
zur Schule gegangen ist. Die Großeltern und ein wohlhabender Onkel lebten seit 1878 in
einer Villa mit anschließendem Rebgelände am Freiburger Schloßberg; Vorfahren waren
in dem Dienst der badischen Markgrafen, Verwandte in der badischen Verwaltung, Justiz
oder Kirche tätig, und der Abiturient entschied sich 1911 für das Studium der Rechte in
Freiburg, dessen damalige Hochschullehrer - ein Ludwig Aschoff oder Alfred Hoche, vor
allem aber die berühmten Mitglieder der juristischen Fakultät, beginnend mit Otto Lenel
und Richard Schmidt, - auf markante Weise gekennzeichnet werden. Die Examina in
Karlsruhe, der Vorbereitungsdienst in Freiburg, Offenburg, Schönau, Lörrach, Oberkirch
und Breisach folgen aufeinander, danach die Tätigkeit in einer Freiburger Anwaltskanzlei
von 1922 bis 1929 und die Habilitation.
Der Verfasser erklärt in der Einleitung, seine Person solle nach Möglichkeit im Hintergrund
bleiben; er habe zeigen wollen, was er „als Jurist" erlebte und was sich rückschauend
mit rechtlichen Gedankengängen in Verbindung bringen lasse. Wer noch von der „Trok-
kenheit" der Jurisprudenz überzeugt sein sollte - hier wird er eines besseren belehrt. Ob es
die Rechtspflege, der Weinbau oder die Forstnutzung - das „Beholzigungsrecht" - sind, ob
politische Ereignisse wie Versailler Vertrag und Erzbergermord oder die Verwaltung Elsaß
-Lothringens durch preußische Beamte - stets hat uns diese „erlebte Rechtsgeschichte"
etwas zu sagen: wir schulden ihrem Verfasser dafür großen Dank.
Hans Thieme
Bernd Sulzmann, Die Orgelbauerfamilie Martin in Waldkirch im Breisgau. - Verlag
Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/1975. - 235 Seiten, 64 Abbildungen.
Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und staatlichen Stellen Baden-Württembergs
unterstützt, konnte der südbadische Orgeldenkmalpfleger Bernd Sulzmann nach siebzehnjähriger
Forschung im Verlag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden, eine Arbeit über Leben
und Werk der Waldkircher Orgelmacherfamilie Martin veröffentlichen, die als bahnbrechender
Beitrag zur Orgelkunde des Breisgaus zu werten ist. Wie bisher schon aus einer
Reihe von Einzelaufsätzen zu entnehmen war, vermag man von einem Barockorgelbau auf
der rechten Oberrheinseite zwischen Karlsruhe und Basel erst ab 1720 zu sprechen. Damals
wanderten Orgelbauer verschiedenster Nationalität zu, weil in dem von den Kriegen des
vorausgehenden 17. Jahrhunderts schwer heimgesuchten Gebiet zahlreiche Aufträge lockten
. Wer sich durchsetzen wollte, mußte freilich bald erkennen, daß nur der französisch-
elsässische Orgeltyp gefragt war, also Instrumente, wie sie etwa die Straßburger Meister
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