http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0021
IV
Wenn wir uns nach dieser eingehenden Beschäftigung mit dem Stellenwert der
niederen und hohen Gerichtsherrschaft im Territorialgefüge der Markgrafschaft
Hachberg nun der Grundherrschaft zuwenden, so ist die in vielen Untersuchungen
älteren und neueren Datums zum Ausdruck gebrachte Meinung zu überprüfen, die
Grundherrschaft spiele bei der Hachberger Territorialbildung keine wesentliche
Rolle. Die Hauptquelle für eine zuverlässige Analyse der Hachberger Grundherrschaft
stellt wiederum das Hachberger Urbar von 141474 dar, das die Einnahmen
der Markgrafen aus dem eigenbebauten und den an Bauern verliehenen Ländereien
und aus sonstigen grundherrlichen Besitzobjekten übersichtlich und detailliert aufführt
.
Es fällt sofort auf, daß die Markgrafen noch einen beträchtlichen Teil ihres
Grundbesitzes in eigener Regie bebauen. Hachberg verfügt im Jahre 1414 über ein
Domänenareal von insgesamt 615 V* Jauchen Land (= 295,4 ha bei 0,48 ha pro
1 Jauchen), das sich aus 304 V2 Jauchen Ackerland, 86 Mannsmahd Wiesen, 13
Jauchen Gartenland, 12 Jauchen Rebland und 200 Jauchen Waldgelände zusammensetzt
. Dieses Eigenbauland, das von vier Herrenhöfen unterschiedlicher Größe
bewirtschaftet wird, erbringt gemäß der Verkaufswertberechnung einen Anteil
von rund 7 % der Hachberger Gesamteinnahmen.
Tabelle 3: Einnahmen der Herrschaft Hachberg im Jahre 1414
Steuereinnahmen
722 Pfund
53,0 %
Grundherrliche Geldzinsen
21
1,5 %
Grundherrliche Naturalabgaben
207
15,2 %
Erträge vom Eigenbauland
97
7,1 %
Mühlenerträge
70
»■
5,1 %
Zehnteinkünfte
51
>J
3,8 %
Einkünfte aus Zoll- und Fischrechten
91
j)
6,7 %
Einnahmen aus dem Ungeld
104
7,6 %
Gesamteinnahmen
1363 Pfund
100 %
Am Fuß ihrer Stammburg Hachberg
besaßen die
Markgrafen
ihren größten
Wirtschaftshof mit einer Gesamtfläche von 371 Jauchen (122 Jauchen Ackerland,
36 Mannsmahd Wiesen, 13 Jauchen Gartenland und 200 Jauchen Waldgelände).75*
Die in der hochmittelalterlichen Rodungsphase des ausgehenden 11. Jahrhunderts
errichtete Burg verfügte über eine eigene, rein herrschaftlich bestimmte Burggemarkung
. Der Umfang und die Gestalt dieser Gemarkung läßt sich aus dem im Jahre
1784 vom badischen Geometer Friedrich Benjamin Seuffert angefertigten Gemarkungsplan
des Schlosses Hachberg ausgezeichnet erkennen.76 Der Domänenhof, auf
dem sowohl Ackerbau als auch Viehzucht betrieben wurde, bewirtschaftete den
fruchtbarsten Teil des Burgbanns und sicherte die Versorgung der Burgbesatzung
mit Getreide und Lebensmittel. Der ausgedehnte Burgwald, der 1414 die stattliche
Fläche von 200 Jauchen ausfüllt, diente der Versorgung der Burg mit dem benö-
19
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0021