Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0034
fers ausgeschlagen wurde, konnte ein Dritter zum Zuge kommen. Aber selbst diese
Sicherung konnte die ungünstigen Folgen der Teilung nicht abschwächen.10

E. Gothein 11 nahm an, daß bei der Besiedlung des Schwarzwaldes die Bauern
nur Güter12 von der Größe der Ackerbauerngüter des altbesiedelten Landes erhalten
und auch deren Realteilung unter die Erben übernommen hätten. Diese Höfe,
geteilt und selbst ungeteilt, waren im Schwarzwald nicht lebensfähig; denn wegen
des rauhen Klimas und des stark bewegten Reliefs kann hier die bäuerliche Wirtschaft
nicht auf Ackerbau, sondern nur auf Viehzucht und (später) Waldwirtschaft
eingestellt sein.

Zwei Beobachtungen bestimmten E. Gothein zu dieser Ansicht. Viele Höfe in
der Herrschaft St. Peter bestanden aus zwei oder mehr Lehen, mußten dafür aber
auch zwei oder mehr Todfälle und andere grundherrliche Abgaben leisten. Ja, oftmals
waren diese Höfe aus Bruchstücken anderer Höfe zusammengesetzt. Im Urbar
von St. Peter vom Jahre 1429 war z. B. in St. Peter-Rohr das Lehen Peter
Gerdners aus V2 Lehen (lehen zu End Ror), V4 Lehen (suters lehen), Vs Lehen (füg-
linslehen) und V20 eines ungenannten Lehens zusammengesetzt.13 Nach dem gleichen
Urbar gibt Clewi Roth in Stegen-Rechtenbach Zins ,von V4 in des Vogels lehen
, V2 lehen in des Herters lehen, von V4 + Vs lehen, heist das brun lehen'. Von
dem eben genannten Vogels lehen hat je noch V4 + Vs Lehen JörgBöch und Hamann
Müller.14 In St. Peter-Oberibental hat Haman Hug des Hugs lehen, das sind
3 Lehen.15

Wie groß hat man sich ein Lehen vorzustellen? Die Beantwortung dieser Frage
ist für die Beurteilung der Zersplitterung von besonderer Bedeutung. Nimmt man
an, daß ein Lehen so groß war, um einer Familie Arbeit und Unterhalt zu geben,
so wissen wir, daß es je nach Bodennutzung und natürlicher Lage verschieden groß
gewesen sein muß. Nach Schätzungen kann die durchschnittliche Größe eines Lehens
in der Vogtei St. Peter-Rohr mit 30 ha (Extremwerte 20 und 52 ha) angenommen
werden.16 Damit wird deutlich, daß Grundstücke von Vs Lehen rd. 4 ha (3-7
ha) und von V20 Lehen rd. 2 ha (1-2,5 ha) verkauft oder vererbt wurden und nach
den Quellen kurzzeitig als selbständige Betriebe bestanden.

Die Folgen dieser den natürlichen Verhältnissen widersprechenden Zerstückelung
blieben nicht aus. Hinzu kommt, daß in der Zeit des Spätmittelalters ein
Rückgang der ländlichen Bevölkerung in ganz Mitteleuropa nachzuweisen ist. Epidemien
mit der Folge einer hohen Sterblichkeitsrate wie auch einer sinkenden Geburtenrate
führten zu einer Abwanderung vom Lande.17 Nichts ist natürlicher, als
daß die Bewohner der zu klein geschnittenen und durch Raubbau ausgesogenen
Güter diese verließen, um unter besseren Arbeitsbedingungen von neuem zu beginnen
.18 Strafandrohungen der Grundherren waren daher die Folge, um das Kolonisationswerk
nicht in Frage zu stellen. So versuchte man hin und wieder die Besetzung
verlassener Höfe und die Rodung unbenutzter Waldstriche. Insgesamt gesehen
ist es die Folge der bei der Besiedlung zu klein geschnittenen Lehen und eines
Erbrechts, das den Bedingungen der Wirtschaft widersprach.19

Urkundlich läßt sich die Ausbildung geschlossener Vererbung für St. Peter durch
einen in der Mitte des 15. Jahrhunderts niedergeschriebenen Dingrodel nachweisen.

32


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0034